Handel & Industrie
RAS Interview mit Dr. Nicholas Matten, Geschäftsführer Stiebel Eltron
„In der Wärmewende steckt eine große
Chance für das Fachhandwerk“
Die Wärmepumpe ist laut
aktueller Marktdaten der
Wärmererzeuger der Stunde.
Die RAS Redaktion sprach
mit Dr. Nicholas Matten,
Geschäftsführer bei Stiebel
Eltron u.a. darüber, wieso
das Holzmindener Unternehmen
diese Technologie als
richtige beste Lösung für die
Wärmewende ansieht.
RAS: Herr Matten, was erwarten
Sie von einer neuen Bundesregierung
für Maßnahmen, um
die Wärmewende bis 2030 bzw.
bis spätesten 2045 zu realisieren.
Dr. Matten: Das ist korrekt.
Wir erwarten von der nächsten
Bundesregierung, dass sie entschlossen
handelt, dass sie sich
den Zielen der Energiewende
und damit auch der Wärmewende
verpflichtet. Dass die Ziele, die
durch das Fit for 55 Programm
der EU definiert worden sind, in
nationale Ziele übersetzt werden
und dass vor allen Dingen genügend
Zwischenziele für die einzelnen
Sektoren definiert werden,
um bis 2045 die CO2-Neutralität
zu erreichen.
Konkret könnte die Regierung
damit beginnen, die EEG-Umlage
abzuschaffen, den Mehrwertsteuersatz
auf Strom zu senken
oder ganz abzuschaffen und die
CO2-Steuer stärker nach oben zu
erhöhen, Richtung 100 bis 130
EUR pro Tonne im Jahr 2025.
Die dadurch erzielten Mehreinnahmen
sollten der Bevölkerung
beispielsweise in Form einer
Kopfpauschale zurückgegeben
werden.
RAS: Stiebel Eltron setzt ja klar
auf das Segment Wärmepumpe.
Mitbewerber produzieren „technologieoffen“.
Diese sehen das
Thema „grüner“ Wasserstoff
weiterhin als Grundlage für das
Gelingen der Wärmewende im
Heizungskeller. Stiebel Eltron
sieht das auf Sicht überhaupt
nicht. Könnten Sie dies noch einmal
ausführen – denn im Automobilsektor
nennen die meisten
Hersteller inzwischen nun auch
Ausstiegsdaten aus dem Verbrenner
– egal mit welchem
Kraftstoff.
Dr. Matten: Technologieoffenheit
heißt für mich als Ingenieur,
dass ich die beste verfügbare
Technologie dann einsetze, wenn
sie da ist und nicht unter sehr
großem Aufwand Technologien
fördere, von denen nicht klar ist,
dass sie besser sein werden – beziehungsweise
darauf zu hoffen,
dass sie besser sein könnten. Ich
habe manchmal den Eindruck,
dass die Diskussion um Technologieoffenheit
dazu missbraucht
wird, eine bestehende Technologie
in das nächste Zeitalter hinüberzuretten.
Klar ist, dass das Thema Ausbau
der erneuerbaren Energie schneller
von statten gehen muss. Klar
ist auch, dass Wasserstoff – vor
allem grüner Wasserstoff – eine
große Rolle bei der Energiewende
spielt. Wir benötigen diesen
grünen Wasserstoff jedoch für
Industrieanwendungen, Mobilitätsanwendungen
und als Speicherstoff,
wenn in einzelnen Fällen
zwischen der Produktion von
erneuerbarer Energie und dem
Dr. Nicholas Matten,
Geschäftsführer
bei Stiebel Eltron
48 RAS | NOVEMBER 2021 www.ras-online.com
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