Zwischen Tradition und Kult
Die Euroflasche: Besonders Helles findet reißenden Absatz
Im deutschen Biermarkt gehören Helles und die Euroflasche zu den stark nachgefragten Wachstumsbringern.
Die Produktkonzepte von der Rezeptur und dem Geschmack bis hin zur Ausstattung treffen bei
den Hellen in Euroflaschen offenbar den Geschmack von Kunden und Konsumenten, vermeldet beispielsweise
die Radeberger Gruppe. Die große Nachfrage nach den Hellen belegen die aktuellen Daten der
Marktforscher von IRI. Demnach stiegen die Absätze von Hellem Bier im Jahr 2020 um starke 25,4 Prozent
im Vergleich zum Vorjahr, auch die Umsätze entwickelten sich bei stagnierendem Preisniveau
(+0,3 Prozent) zweistellig positiv (+25,7 Prozent).
Dr. Lothar
Ebbertz,
Hauptgeschäftsführer
Bayerischer
Brauerbund
(Bildquelle:
Bayerischer
Brauer
bund)
Die aktuellen Absatz- und Umsatzzahlen von Hell-Bieren im Vergleich YTD Mai 2020 und YTD Mai 2021. Am stärksten legten die
Verbrauchermärkte zu, während die Harddiscounter als einziger Distributionskanal in Absatz und Umsatz nachgaben. (Datenquelle: IRI)
Helles Bier nach Geschäftstypen
Verkauf 1.000 Euro Verkauf Menge in hl
YTD Mai 2020 YTD Mai 2021 VÄ vs VJ % YTD Mai 2020 YTD Mai 2021 VÄ vs VJ %
Trad. LEH 200 - 799 qm 25.063 27.844 11,1 144.858 151.461 4,6
Markendiscounter 17.204 19.568 13,7 158.968 174.821 10,0
Aldi/Lidl/Norma 7.607 7.154 -5,9 64.992 61.097 -6,0
Verbrauchermärkte 101.729 129.210 27,0 624.995 804.831 28,8
Getränkeabholmärkte 133.229 152.256 14,3 793.395 912.515 15,0
C&C 3.658 4.345 18,8 23.102 28.242 22,2
LEH >= 200 qm + GAM + C&C
nach Geschäftstypen
288.490 340.378 18,0 1.810.310 2.132.966 17,8
Helles zeigt eine deutlich positivere
Entwicklung als der Bier-Gesamtmarkt,
der ebenfalls wachsen kann,
jedoch auf einem geringeren Niveau (Umsatz:
+6,6 Prozent, Absatz: +5,7 Prozent,
Ø-Preise: +0,8 Prozent). Hinsichtlich des
Ab- und Umsatzvergleichs YTD Mai 2021
gegenüber 2020 entwickelt sich Helles
Bier bei stagnierendem Preisniveau (+0,1
Prozent) deutlich positiv in der Menge
(+17,8 Prozent) und dem Wert (+18,0
Prozent). „Weiterhin zeigen bis auf die
Harddiscounter (-5,9 Prozent) alle Vertriebsschienen
eine zweistellig positive
Entwicklung bei insgesamt stagnierenden
Durchschnittspreisen (+0,1 Prozent)“,
sagt IRI-Getränkeexpertin Anna Schreiner.
„Insbesondere die Verbrauchermärkte
(Umsatz: +27,0 Prozent; Absatz:
+28,8 Prozent) können eine überdurchschnittliche
Entwicklung verbuchen.“
Helle und die Euroflasche –
eine erfolgreiche Liaison
Mit der Rückbesinnung auf authentische
Biere erlebt seit einiger Zeit das Helle eine
Renaissance, so die Einschätzung des
Bayerischen Brauerbundes und passt
somit in den aktuellen Retro-Trend. Die
das Segment lange fast alleine prägenden
Brauereien sind von der Euro-Flasche nie
abgerückt. Im Bewusstsein der Verbraucher
ist so das Bild entstanden, dass das
helle bayerische Lagerbier einfach in die
Euro-Flasche gehört. „Die Kombination
Sorte/Gebinde schrieb Erfolgsgeschichte
und rief – in der Branche nicht unüblich –
Nachahmer auf den Plan, die nicht nur
auf das beliebte Produkt, sondern auch
auf die als typisch empfundene Flasche
und eine ländlich-bayerisch anmutende
Aufmachung setzen“, sagt Dr. Lothar Ebbertz,
Hauptgeschäftsführer Bayerischer
Brauerbund.
Gerade die Rückbesinnung auf Traditionen,
auf Werte sowie ein auch jenseits des
Biermarktes spürbarer Retro-Trend begünstigen
nach Einschätzung des Brauerbundes
die Hinwendung zur Euro-Flasche,
die allerdings ohne den gleichzeitigen
Trend zum „Hellen“ so nicht eingetreten
wäre. „Ob der Trend zur Euro-Flasche
also anhält und weiterhin Brauereien
beträchtliche Summen in die Umstellung
ihrer Gebinde investieren, wird deshalb
auch von Trends im Biermarkt insgesamt,
von Sortenpräferenzen der Konsumenten
abhängen, die, wie wir wissen, einem regelmäßigen
Wandel unterworfen sind.“
Wunsch nach einheitlicher
Drittelliter Euro-Flasche
Auch der Verband Private Brauereien
Bayern registriert den Retro-Trend und
die Rückbesinnung auf den Euro-Flaschentyp.
Die Anpassung der Flaschengröße
hin zur 0,33-Liter- und sogar
0,25-Liter-Euro zeige auch die Innovationskraft
der Branche, die trotz Nostal-
14 · GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL 8/2021
GEBINDE