Mineralbrunnen versus
Wasserversorger
Unlautere Werbung für Trinkwasser
Die kommunalen Wasserversorger behaupten seit Jahrzehnten, dass Leitungswasser das bes-sere
Wasser ist, dem nicht einmal das Natürliche Mineralwasser das Wasser reichen kann. Mel-dungen
für Trinkwasserverunreinigungen werden ausgeblendet. Die öffentlichen Wasserversor-ger
treten gerne mit dem Anspruch an, die Besseren zu sein. Das ist ein wesentlicher Teil ih-rer
Öffentlichkeitsarbeit, die „zwangsweise“ von den Beziehern des Leitungswassers ungefragt
über den Wasser-Preis erhoben wird. Diese Art der Bewerbung verfängt oftmals in der veröf-fentlichten,
d. h. durch die Presse bestimmten Meinung. Eines der jüngsten Beispiele lieferte
der Westdeutsche Rundfunk (WDR) in einer Fernsehreportage am 21. April 2021 frei Haus. Der
Sender strahlte die Sendung „Markt“ aus. Dort präsentierte die selbsternannte Gesundheits-
und Ernährungsberaterin Yvonne Willicks, eine Hauswirtschaftsmeisterin vom Niederrhein, den
„Haushaltscheck Leitungswasser“. Ihr zur Seite stand die Oecotrophologin Dr. Brigitte Bäuer-lein,
die Trinkwasser als „reines Naturprodukt“ klassifizierte.
Leitungswasser wird dann noch „geadelt“
mit dem Prädikat der umfangreichsten und
besten Kontrollen. Die Frage, warum Lei-tungswasser
so umfangreich kontrolliert
werden muss, wird nicht gestellt. Dabei
ist das sehr einfach zu erklären: Leitungs-wasser
kann von höchst unterschiedlicher
Herkunft sein. Es ist oftmals Grundwas-ser
oder Uferfiltrat. Um den Anforderun-gen
der Verordnung über die Qualität von
Wasser für den menschlichen Gebrauch
gerecht zu werden, müssen die Wässer
im Wasserwerk aufbereitet werden, damit
es klar sowie befreit wird von Krankheits-erregern
und anderen Rückständen wie
Pflanzenschutz- und chemischen Dünge-mitteln
oder Arzneimittelrückständen. Das
belegt die Notwendigkeit für die verbindli-che
Festschreibung von
• Mikrobiologischen / chemischen Para-metern
• Indikatorenparameter
• Anforderungen an Trinkwasser in Bezug
auf radioaktive Stoffe.
Ferner wird gemäß § 11 Verordnung für
die Qualität von Wasser für den mensch-lichen
Gebrauch eine Liste der Aufberei-tungsstoffe
und Desinfektionsverfahren er-
GETRÄNKEINDUSTRIE 5/2021 · 7
Sehr schnell wurde klar, dass es sich um
eine Promotion-Veranstaltung für Lei-tungswasser
handelt und den Zuschauern
empfohlen wird, das ungleich günstigere
Leitungswasser aus dem Hahn zu trinken
als das wesentlich teurere Flaschenwas-ser.
Damit das Wasser so schön klar aus
der Leitung plätschert, muss das Wasser,
so die Moderatorin Willicks, gut kontrol-liert
werden. Das wurde von Dr. Bäuerlein
bestätigt, die ganz in der Diktion bundes-deutscher
Wasserwerke Leitungswasser
als das bestüberwachte Lebensmittel in
Deutschland rühmte und dies für den un-schlagbaren
Preis von nur 0,2 Cent pro
Liter. Dem steht ein Teil der bundesdeut-schen
Rechtsprechung gegenüber. Bereits
am 7. Dezember 2020 urteilte die 18. Zivil-kammer
des Landgerichts Hannover (Ak-tenzeichen
18 O 178/19), dass die Aussa-ge
„Trinkwasser ist das am besten kont-rollierte
Lebensmittel“ wettbewerbsrecht-lich
unzulässig ist, da sie den Verbraucher
in die Irre führt.
Die Unterschiede
Es verwundert nicht, dass die das Mine-ralwasser
herabwürdigende Bezeichnung
„Flaschenwasser“ die bundesdeutschen
Mineralbrunnen auf den Plan ruft, zumal
das meist mit dem Hinweis der „umwelt-schädlichen
Plastikflaschen“ erfolgt, die
die Weltmeere verschmutzen. Ein Ärger-nis
ist auch, dass so getan wird, Leitungs-wasser
unterscheide sich nur unwesentlich
von einem Natürlichen Mineralwasser, d. h.
es wird suggeriert, Wasser ist Wasser. Das
Leitungswasser kann von höchst unter-schiedlicher
Herkunft sein. Es ist oftmals
Grundwasser oder Uferfiltrat. Um den An-forderungen
der Verordnung über die
Qualität von Wasser für den menschlichen
Gebrauch gerecht zu werden, müssen die
Wässer im Wasserwerk aufbereitet wer-den,
damit es klar sowie befreit wird von
Krankheitserregern und anderen Rück-ständen
wie Pflanzenschutz- und chemi-schen
Düngemitteln oder Arzneimittel-rückständen.