Andreas
Schüttpelz
MBA/Dipl. Betriebswirt
Prokurist cph Deutschland
Chemie GmbH
www.cph-group.com
GETRÄNKEINDUSTRIE 7/2021 · 23
bereitet und in neue Produktionsprozesse
integriert. Obwohl an vielen Stellen
versucht wird, Gegenstände und Materialien
auf eine sinnvolle Art und Weise
zu entsorgen – in der Regel durch
Recyceln, steigt die weltweite Menge
von Abfall permanent und der Gebrauch
von recycelten Materialien ist nach wie
vor relativ begrenzt. Diese Art der Wertschpfung
stößt mehr und mehr an ihre
Grenzen.
Die Zukunft muss anders aussehen und
schon jetzt bemühen sich weltweit immer
mehr verantwortungsvolle Firmen,
aus schon verbrauchten und schon
einmal eingesetzten Produkten oder
Rohmaterialien neue Anwendungsfelder
zu schaffen. Mit dieser zirkularen
Wertschöpfungskette wird echter Mehrfachnutzen
geschaffen.
Zirkulare
Wertschöpfungskette
Aber macht es denn überhaupt Sinn
Rohmaterialquellen entlang der Wertschöpfungskette
zu finden, sie zu sammeln,
sie in geeigneter Art und Weise
zu behandeln und sie dann in einen
neuen Produktionsprozess zu integrieren?
Etwa 58 Millionen Tonnen Abfall
entstehen jährlich in Industrie und
Wirtschaft. Deshalb kann die Antwort
nur sein, die Wertschöpfung über das
sinnvolle Entsorgen und recyceln hinauszuführen.
Und genau um eine derartige Wertschöpfungskette
zu schaffen, wurde ein
neuer Stärkeklebstoff entwickelt, der
neben den üblichen wünschenswerten
Eigenschaften, wie biologischer Abbaubarkeit
und rein veganen Bestandteilen
noch eine in puncto Kreislaufwirtschaft
neuartige Eigenschaft aufweist, nämlich
die Gewinnung der Rohstoffe aus
Abwasser.
entgegengewirkt. Nicht aus der Kartoffel
wird Stärke gewonnen, sondern aus
dem Abwasser der Kartoffel verarbeitenden
Industrien
Bei der Produktion des Etikettierklebstoffes
wird ausschließlich grüne Energie
eingesetzt:
- CO2-neutralisiertes Gas
- 100 Prozent grüner Öko Strom
- Regenwasser, das auf den Hallendächern
der Produktionsstätte gesammelt
wird, wird als Kühl- und Reinigungswasser
eingesetzt. (Lediglich das Produktwasser
ist Stadtwasser)
Die eindrucksvolle CO2-Reduktion der
eingesetzten Side stream Starch aus
Abwasser wird in erster Linie durch das
Material selbst erreicht. Allerdings spielt
auch die räumliche Nähe zwischen Stärkeproduzent
und Klebstoffhersteller
eine große Rolle.
Zusammenfassung
Der auf Basis von side stream starch
hergestellte Etikettierklebstoff reduziert
den CO2-Fußabdruck des Etikettierklebstoffs
um mindestens 60 Prozent. (offizielle
life cycle Analyse liegt vor).
Der Klebstoff ist vegan, enthält keine
synthetischen Anteile und wird CO2 neutralisiert
in Deutschland hergestellt. Damit
erhöht sich die CO2 Einsparung dieses
Produktes noch einmal gegenüber
Etikettierklebstoffen, die im Ausland
hergestellt und über lange Strecken angeliefert
werden. M
Bei der Entwicklung spielte der Kreislaufgedanke
die übergeordnete Rolle. Es
wurde die lineare Denkweise verlassen,
indem sich das Unternehmen cph nicht
nur auf Eigenschaften wie „biologisch
abbaubar oder umweltfreundlich“ des
Endproduktes konzentriert hat, sondern
Rohstoffquellen gesucht wurden,
die die Wertschöpfung
im Kreislauf weitgehend sicherstellen
können.
Stärke aus dem
Abfallstrom
Auf der Suche nach verwertbaren Rohstoffen
aus „Abfallströmen“ stieß die
niederländische Firma Novidon schon
vor einiger Zeit Jahren auf die Möglichkeit
aus dem stärkehaltigen Abwasserstrom
der Kartoffel-verarbeitenden Industrie
(Produktion von Pommes Frites,
Kartoffelchips und anderen Kartoffelprodukten)
Stärke zurückzugewinnen.
Das Unternehmen hat es geschafft diese
Stärke zurückzugewinnen und die
Kartoffelstärke aus dem Abwasser in
einem speziellen Verfahren zu extrahieren.
Aus einer exclusiven Zusammenarbeit
und Nutzung dieser „side stream
starch“ ist es nun gelungen einen Etikettier
Klebstoff für die Lebensmittelindustrie,
vor allem die Getränkeindustrie,
zu entwickeln, also für die Etikettierung
von Papieretiketten auf Glasgebinden.
Dabei werden zahlreiche Wertschöpfungen
erreicht:
In den Kartoffel-verarbeitenden Betrieben
wird das Abwasser von Stärkeresten
„gereinigt“, was in den betroffenen
Betrieben sogar zu großen Einsparungen
von Abwasserkosten führt. Schließlich
muss industrielles Abwasser aufgrund
seiner Belastung in jedem Fall
behandelt werden.
Aber viel interessanter ist der CO2-Fußabdruck,
denn die Life Cycle Analyse zeigt
die enorme Reduktion des CO2-Fußabdrucks
der side stream starch im Vergleich
zum Einsatz von Kartoffelstärke
aus der geernteten und dann zu Stärke
weiterverarbeiteten Kartoffel.
Die CO2-Belastung wird um
über 60 Prozent reduziert.
Zudem wird der ständig wachsenden
Kritik an dem Gebrauch von Nahrungsmittelrohstoffen
für die industrielle
Produktion mit diesem Verfahren
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