22 MALER UND LACKIERERMEISTER 1 2021 Lüftlmalerei
Ähnlich, wie mit dem Namen, verhält es sich auch
mit der Antwort auf die Frage, wie es zu dieser
Malerei kam. Während die einen ihren Ursprung
in der Monumentalmalerei der italienischen Renaissance
sehen, führen sie andere auf die anregende
Wirkung der barocken Kirchenmalerei zurück. Sicherlich
wird auch der Wunsch eine Rolle gespielt haben, es dem
Adel und dem Großbürgertum nicht nur in der Kleidung
(Einführung des Dreispitz, des Gehrocks sowie der Kniebundhose
und des Spangenschuhs in die bäuerliche
Tracht*), sondern auch in der Architektur gleichzutun,
und da man sich die kostspieligen Stuckaturen des Barock
und des Rokoko nicht leisten konnte, ließ man sie einfach
in täuschend ähnlicher Weise auf die Fassade malen. Von
dort war es dann nur noch ein kurzer Schritt, dem ornamentalen
Schmuck auch einen bildlichen folgen zu lassen.
Mehr
als bäuerliche
Lebensart
Über die Herkunft des Namens
„Lüftlmalerei“ gibt es verschiedene
Spekulationen. Die einen
führen ihn auf einen gewissen
Korbinian, Ignaz oder Josef
Lüftl zurück, der als Erster derlei
Malereien ausgeführt haben
soll. Andere wiederum meinen,
dass der Name davon kommt,
dass die Maler in luftiger Höhe,
also in einem Lüftl (Windhauch)
arbeiten. Nun, wie dem auch
sei, der Name „Lüftlmalerei“
hat sich für diese Art von Fassadenmalerei
eingebürgert, und
jeder, der einmal in Oberbayern
war, weiß, was darunter zu verstehen
ist (Abb. 2).
Abb. 1: Der heilige
Florian am Haus
der freiwilligen
Feuerwehr
in Wallgau
*) Die heutigen Trachten in Oberbayern sind viel jüngeren
Datums. „Es dauert immer lange Zeit, bis das träge
Element bäuerlicher Sitte von der herrschenden Kleidermode
ergriffen wird, und meist ist diese in den Städten
längst veraltet und verdrängt, wenn sie in den Dörfern
erst zur Geltung gelangt“ (Rattelmüller).
Abb. 2: Inbegriff
von Oberbayern:
mit Lüftlmalereien
und Blumen üppig
geschmückte
Bauernhäuser.