Architekten-Wohnhaus in Stuttgart
Die Innenwände zeigen eine wolkige, handwerklich
Die
erstellte Oberfläche. Dafür setzte der Architekt auf
Kalkputz und Dekorfarbpulver.
begehbare
Skulptur
Mit Wohnhäusern und Villen
für Anspruchsvolle hat sich der
Stuttgarter Architekt Alexander
Brenner einen Namen gemacht.
Nun hat er sein eigenes Haus
gebaut und diese Gelegenheit
für ein paar Experimente
genutzt. Hinter 75 cm dicken
Wänden verbergen sich dabei
erstaunlich lichte, weite Räume.
32 MALER UND LACKIERERMEISTER 1 2021 „Brenner Research House“ nennt Alexander Brenner das
Wohnhaus, das er als sein eigener Bauherr in Stuttgart
errichtet hat. Das Wort „Research“ formuliert den Anspruch,
mit diesem Gebäude die eine oder andere Neuerung
zu testen.
Ungewöhnlich ist bereits die Fassade. Um auf Dämmstoffe
verzichten zu können, die häufig auf Erdölbasis
produziert werden, besteht die Hülle aus 50 cm dickem
Porenbeton mit dämmenden Lufteinschlüssen, der sich
hinter einer äußeren Schale aus 25 cm Sichtbeton verbirgt.
Sollte das Haus jemals abgebrochen werden, entsteht
kein Sondermüll, sondern sortenreines mineralisches
Material, das sich gut recyceln lässt. Der Sichtbeton
präsentiert sich handwerklich veredelt, denn ein Steinmetz
hat über mehrere Wochen sämtliche Oberflächen
abgespitzt, sodass der regionale Zuschlagstoff Kalkstein
zum Vorschein kommt. Das gibt dem Gebäude eine beigefarbene,
warme Anmutung. Rau wie ein Fels scheinen die
Fassaden nun direkt aus dem steilen Gelände zu wachsen.
Zu den Nachbarhäusern zeigen sie sich beinahe festungsartig
verschlossen, während sie sich zum Tal hin öffnen,
in einer feinsinnigen Komposition aus gegeneinander
verschobenen Glas- und Wandflächen.