Zur Straße und
zur Aussicht
öffnet sich das
Brenner Research
House mit großen
Glasflächen.
Zu den Nachbarhäusern
zeigt sich
das Gebäude eher
verschlossen. Die
Betonfassaden
wurden von Hand
abgespitzt und
scheinen wie Fels
aus dem Boden zu
wachsen.
Besucher stehen zunächst vor einer Stützmauer, die das
Hanggrundstück zur Straße abgrenzt. In die Bekleidung
aus Metalltafeln ist unauffällig das Garagentor integriert.
Daneben gewährt eine schwere Schwingtür aus schwarzem
Stahl Eintritt. Man findet sich in einem überdeckten
Vorhof wieder, in dem eine kreisrunde Deckenöffnung für
Helligkeit sorgt. Um dem einfallenden Zenitlicht einen
warmen Charakter zu geben, trägt die runde Laibung der
überglasten Öffnung eine goldfarbene Beschichtung. Zum
Einsatz kam hier beispielsweise die Design-Lasur (Keim),
von Hand aufgetragen mit einem Lappen. Wegen des
transparenten Bindemittels Wasserglas treffen die Lichtstrahlen
ungehindert auf die Goldpigmente und es entsteht
ein besonders intensiver Farbeindruck.
Vom Vorraum fällt der Blick in die Garage, deren Wände
ebenfalls mit der Design-Lasur behandelt sind, allerdings
in Kupfer. Der metallische Ton passt gut zu den Karosserien
der dort geparkten Autos, gleichzeitig betont er die
Eigenheiten des Putzuntergrundes und erzeugt somit eine
Oberfläche von handwerklicher Lebendigkeit statt von
industriell-sterilem Charakter.
Im obersten Geschoss liegt der Wohnraum. Er bietet
Zugang zu einer Dachterrasse mit Panoramablick über
Stuttgart. (Fotos: Zooey Braun)
Eine skulptural ausgeformte Treppe aus Sichtbeton führt
hier von der Halle mit dem Eingangsbereich in das erste
Vollgeschoss. Dieser offene Atelierraum dient Alexander
Brenner zum Malen und zur Arbeit an seinen Skulpturen,
aber auch als vielseitig nutzbarer Raum für kleine Veranstaltungen,
Hauskonzerte, Lesungen, Vernissagen und
Ähnliches. Vorgelagert ist eine Terrasse mit schönem Talblick.
Die Nebenküche, aber auch die Gästetoilette überraschen
mit Wänden, die mittels der Lasur komplett in
Gold getaucht sind ebenso wie auch viele andere Nebenräume
und der Weinkeller. Wie bei den anderen lasierten
Flächen entwickeln die metallischen Pigmente im Zusammenspiel
mit den unterschiedlichen Untergründen, auf
die diese aufgetragen wurden, ein faszinierendes Leuchten
und Farbspiel. Ein Stockwerk weiter oben beginnen
die Privaträume. Während sich das Schlafzimmer zur
Aussicht hin orientiert, ist das Bad im hangseitigen Bereich
angeordnet – von hier aus erreicht man über einen
ellipsenförmigen Zugang auch ein kleines, höhlenartiges
Caldarium mit Badewanne.
Individuell gestaltete Oberflächen
Die Etage darüber bietet Platz zum Kochen, Essen, zum
Verweilen oder Lesen in einer Fensternische, die neben
dem Kamin in die dicke Außenwand eingelassen ist. Bei
den Wänden entschied sich Alexander Brenner für einen
Kalkputz, teilweise durchgefärbt in verschiedenen Tönen.
Die Nuancen sind speziell nach seinen Vorstellungen aus
hauseigenen Dekorfarbpulvern des Unternehmens Keim
angemischt, wobei eher dunkle, erdige Pigmente zum
Einsatz kamen. Diese wurden dann mit dem weißen Kalk
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