Architekten-Wohnhaus in Stuttgart
spachtel „Athenit-Fino“ gemischt, sodass sanfte, pastel-
lige Töne entstanden. Von Hand frisch abgeglättet, präsentiert
sich der Putz mit einer leicht wolkigen, leben-
digen Oberfläche. Dem Architekten war es wichtig, dass
das menschliche Tun, also das Handwerkliche, sichtbar
ist und nicht die Menschenhand, die eine Maschine nachahmt.
Gerade im Zusammenspiel mit den großen Glasflächen
wirken die Wände mit ihrer individuellen Farb-
Changierung weich und lebendig. Hinzu kommen die
ökologischen und baubiologischen Vorteile von Kalkputz.
Die Verwendung von dauerhaften und natürlichen Materialien
gehört bei Alexander Brenner und speziell bei
diesem Haus ganz wesentlich zum Konzept. Denn Brenner
glaubt, dass es das Nachhaltigste ist, wenn man die Dinge
mit Materialien realisiert, die dann für eine sehr lange
Zeit zu gebrauchen sind.
Eine präzise Vor- und Detailplanung sorgt dafür, dass die
Wirkung der sorgfältig hergestellten Wandflächen weder
durch Steckdosen noch durch Lichtschalter oder andere
störende Elemente beeinträchtigt wird – diese verbergen
sich vielmehr im Einbaumobiliar.
Die oberste Etage schließlich dient als Wohnraum. Weil
sie die beste Aussicht bietet, ist zur Talseite eine großzügige
Dachterrasse vorgelagert, welche die gesamte
Hausbreite einnimmt. Eine raumhohe Verglasung mit
34 MALER UND LACKIERERMEISTER 1 2021 minimierten Rahmen lässt Innen und Außen fließend ineinander
übergehen und erhält dabei Unterstützung von
den Bodenbelägen: Das Eichenparkett im Wohnraum mit
seinem natürlichen Grauton korrespondiert mit dem des
Natursteins auf der Dachterrasse. Der schwimmende Estrich
unter dem Parkett lagert aus ökologischen Gründen
nicht wie üblich auf einer Trittschalldämmung aus Styropor,
sondern auf einer Weichfaserplatte aus Holz – eine
Konstruktion, die der Architekt erst an seinem eigenen
Haus testen wollte, bevor er sie Bauherren empfiehlt. Es
sind eine Unzahl besonderer Details wie dieses, die das
Gebäude zu einem begehbaren, dreidimensionalen Experiment
machen. Damit knüpft es im besten Sinne an
die berühmten Case Study Houses an, mit denen amerikanische
Architekten in den Jahren um 1950 neue Möglichkeiten
beim Bau von Einfamilienhäusern ausprobierten.
(C.F.)
www.alexanderbrenner.de
www.keim.com
Im Weinkeller erhielten einige Wände und die
Decke ein Finish mit einer goldfarbenen
Design-Lasur, die die Struktur des Untergrund-
materials betont.
Vom Entree führt eine skulptural ausgeformte
Treppe hinauf ins Atelier.
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