Handel & Industrie
mehr leisten als die Norm verlangt.
RAS: Wie gestaltet sich im Moment
die Zusammenarbeit mit
den Marktpartnern im B2B Bereich
angesichts der derzeitigen
Situation in Bezug auf die Materialpreise
und Materialverfügbarkeit?
Fröhlich: Was die Verfügbarkeit
angeht haben wir den Einfluss
sehr stark gespürt. Kunststoff
und Gusseisen haben sich
deutlich verteuert. Auch das Material
Edelstahl steht auf einem
AllTime
High und für 2022 ist
derzeit keine Besserung in Sicht.
Da haben sich die Preise mehr
als verdoppelt. Dazu kommen
Energie und Logistik. Die Materialpreise
betreffen uns also bei
den verschiedenen Werkstoffen
stark. Was die Verfügbarkeit angeht,
sind wir in den ersten 10
Monaten gut durch die Krise
gekommen. Trotz einiger Lieferschwierigkeiten
auf Seiten
unserer Lieferanten, konnten wir
unsere Lieferfähigkeit aufrechterhalten.
RAS: Wir erlebten viele Monate
ohne Präsenzveranstaltungen für
die Kundenansprache. Dies ist in
den vergangenen Monaten nun
wieder möglich gewesen. Wie
gestalten Sie, bzw. der Vertrieb,
die neu gelernte hybride Kundenansprache.
Konkret: wann
ist Online jetzt die erste Wahl,
wann möchte ACO auch zukünftig
nicht auf Präsenz verzichten?
Wie wichtig sind Messen für ACO
in der Zukunft?
Fröhlich: Was die physische
Kundenpräsenz angeht, haben
wir, wie alle anderen Marktteilnehmer,
massiv eingebüßt.
Wir hatten bis zu 60 Prozent
weniger persönliche Kundenkontakte
als in den Vorjahren,
die wir durch digitale Meetings
bestmöglich kompensiert haben.
Seitdem ist natürlich das
Thema Hybrid angestoßen wor-
RAS: Der Klimawandel verändert
das Wettergeschehen langfristig.
Wo sehen Sie Trends, Herausforderungen
und strategische, nachhaltige
Fokusfelder in den nächsten
Jahren?
Fröhlich: ACO Haustechnik ist
ein umweltrelevantes Unternehmen,
Regen- und Abwassermanagement
sind nachhaltige
Themen, die wir zukünftig noch
stärker bespielen müssen. Wir
sind dabei, unsere Produkte entlang
der Herausforderung Nachhaltigkeit
zu deklinieren. In Holland
zum Beispiel ist eine ACO
Duschrinne mit Wärmetauscher
unter den Bestsellern. Warum?
Weil die holländische Gesetzgebung
den Hausbauern vorgibt,
dass es Punkte in der Ökobilanz
gibt, wenn er nachhaltige Produkte
verbaut und die gewonnene
Energie nutzt. Das gleiche
Thema gibt es bei den Abscheidern.
Wir können mit unserem
Liputherm das warme Wasser
des Abscheiders nutzen, um
beispielsweise-mittels Wärmetauscher
die Fußbodenheizung
zu betreiben. Auch auf Flachdächern
mit Begrünung gibt es Regenwasserrückhaltesysteme,
die
bei Niederschlag die Wassermengen
zurückhalten und speichern
und somit in Hitzephasen einen
kühlenden Effekt haben. Das
führt dazu, dass die Temperatur
in den Innenstädten gesenkt
wird und somit einen Beitrag zur
Klimaregulierung leisten. Überall
dort ist ACO Haustechnik mit
am Ball und genau dort können
wir künftig einen großen Beitrag
zur Nachhaltigkeit leisten. Und
da sind wir erst am Anfang der
Entwicklung.
Zusammen mit unserem Mutterunternehmen
in Rendsburg arbeiten
wir daran, nicht nur den
behördlichen Anforderungen zu
begegnen, sondern auch zum
Treiber zu werden. Unter dem
Cluster Environment Social Governance
(ESG) wollen wir die
Transformation nicht erleiden,
sondern proaktiv treiben und
den. Wir haben gerade heute
wieder ein hybrides Seminar. In
der Reihe geht um die Themen
Brandschutz, Entwässerungslösungen
im Wohnungsbau und
Hotel - da haben wir eine sehr
gute Resonanz. Ich selbst bin
davon aber nur bedingt Fan.
Das Salz in der Suppe sind nach
wie vor die physischen Kontakte.
Marktnähe bedeutet für ein
Familienunternehmen wie ACO
auch immer physisch mit den
Kunden in Verbindung zu stehen.
Im September hatten wir
eine Präsenz-Vertriebstagung
– die erste Veranstaltung nach
18 Monaten. Das ist, als würden
Sie einem Verdurstenden was zu
trinken geben. Die Mitarbeiter
sind sich alle sehr dankbar begegnet.
Das merken wir auch
an unseren Kunden, dass man
es zu schätzen lernt, wenn man
eine qualifizierte Beratung vor
Ort bekommt. Wir müssen auf
Baustellen sein, unsere Produkte
müssen begreifbar sein. Das
heißt aber nicht, dass der digitale
Weg nicht Teil unseren Tuns
ist. Online- und Hybrid Events
immer dann, wo es passt und
Sinn macht, Präsenzveranstaltungen
da, wo es möglich und
notwendig ist. Aber auf den
Baustellen wird es wieder deutlich
physischer werden.
Schließlich sind im ersten Halbjahr
2022 in der Messelandschaft
neben der „Dach und Holz“ vor
allem die SHK Essen und die IFH
Nürnberg fest eingeplant.
RAS: Fachkräftemangel bleibt
weiterhin eins der bestimmenden
Themen in der Branche. Darüber
hinaus ist zu beobachten,
dass fast alle SHK
lndustrieunternehmen
ihre Marktbearbeitungsaktivitäten
noch stärker auf das
Fachhandwerk ausrichten. Welche
Unterstützung bieten Sie den
Unternehmen an? Stichwort ACO
Academy.
Fröhlich: Das ist das Thema der
Zukunft. Was die Unterstützung
des Fachhandwerks angeht,
haben wir mit ask.aco eine Art
Entwässerungs-Wikipedia. Unser
virtueller Showroom und die
Servicetipps mit Videobeiträgen
ergänzen sich, um bei den Herausforderungen
in der Praxis zu
unterstützen. Wir arbeiten mit
mehreren Meister- und Technikerschulen
zusammen, die wir
regelmäßig in der ACO Academy
in Stadtlengsfeld begrüßen.
RAS: Abschließend, wie zufrieden
sind Sie bisher mit dem Geschäftsjahr
2021? Würden Sie
angesichts der bereits erwähnten
Themen Materialpreis-/Materialverfügbarkeit
eine Einschätzung
für den weiteren Geschäftsverlauf
abgeben wollen – mit Blick
auf 2022?
Fröhlich: Wir hatten trotz Pandemie
2020 im ersten Halbjahr
eine zweistellige Steigerung gehabt.
Das lag an Großprojekten,
die wir abwickeln konnten. Daher
sind wir 2021 verhalten gestartet,
konnten uns dann aber unabhängig
von den Preisentwicklungen
steigern, sodass wir mit dem
Geschäftsverlauf zufrieden sind.
Auf den Baustellen gibt jedoch
immer wieder Verzögerungen,
da Bauteile fehlen, dann kann
das Entwässerungsprodukt erst
verbaut werden, wenn der Rohbau
entsprechend steht. Mit Blick
auf 2022 bin ich verhalten zuversichtlich.
Solche Kapriolen in den
Einkaufspreisen wie in 2021 habe
ich persönlich noch nie in meiner
über 30-jährigen Laufbahn
erlebt. Eine Herausforderung für
die gesamte Branche kann die
weitere Materialverknappung
werden. Unsere vernetzte Wirtschaft
hat uns gezeigt, wie anfällig
die Versorgungsketten sind.
Das ist ein neues Gefühl, ich sehe
aber, dass es genug Projekte gibt
und der Wohnungsbau nach wie
vor ein Treiber für die gesamte
Branche sein wird.
RAS: Vielen Dank Herr Fröhlich
und noch einmal unser Glückwunsch
zum Jubiläum.
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