Handel & Industrie
Hermes: Wir haben zum Glück
schon vor Jahren begonnen, bei
Wilo Homeoffice, respektive Telearbeit
als integralen Bestandteil
der Arbeitskultur zu etablieren.
Dadurch war ein Großteil der Belegschaft
schon mit dem entsprechenden
Equipment ausgestattet
und vielen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern fiel es nicht schwer,
die Telearbeit in mehreren Lockdowns
zur Regel zu machen. Allerdings
ist nun die Präsenz im
Büro wieder deutlich höher. Ganz
grundsätzlich sind wir uns nicht
nur unserer gesellschaftlichen
Verantwortung, sondern auch
der Verantwortung gegenüber
unserer Belegschaft bewusst.
Die Gesundheit der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter steht stets
an erster Stelle. Deshalb haben
wir entsprechende Selbsttests für
die Belegschaft beschafft und die
notwendigen Abläufe im Vorfeld
konzipiert. Dasselbe gilt für unsere
Impfstraße. An den deutschen
Standorten ist das Impfangebot
über die Betriebsärzte sehr gut
angenommen worden, auch
weltweit haben wir sehr hohe
Impfzahlen an den Standorten
erreichen können.
RAS: Sie haben in den vergangenen
Jahren stark investiert. Sehen
Sie sich darin bestärkt, allein
325 qm groß ist die Outdoor Video-Wall am Eingangsbereich eines Gebäudes im Wilo Park.
RAS: Wie blicken Sie denn jetzt
in die Zukunft?
Hermes: Wir müssen jetzt
schon antizipieren, dass es nach
der Dekade der Prosperität auch
eine Dekade moderaten Wachstums
oder der Stagnation geben
kann. Wir beobachten immer
noch Nachholeffekte aus dem
Jahr 2020. Für die Zukunft: Wir
schauen auch auf die Politik,
denn für uns sind Entscheidungen
mit Blick auf wirtschaftliches
Wachstum und die Erreichung
der Klimaschutzziele eng
verknüpft mit der Diskussion, ob
und wenn ja in welchem Umfang,
die formulierten Ziele für die Jahre
2050 oder 2035 so bleiben
oder eben vorgezogen werden.
RAS: Wilo ist in vielen Regionen
weltweit aktiv. Wir erleben,
ebenfalls durch die Pandemie
bedingt, derzeit große Herausforderungen
in der Materialverfügbarkeit
und der Logistik. Wie
schätzen Sie diese Situation ein?
Hermes: Man muss die Situation
ganzheitlicher betrachten: Mehr
und mehr geraten deutsche und
europäische Unternehmen zwischen
die Fronten geopolitischer
Auseinandersetzungen. Dadurch
wird die Weltwirtschaft in ihrer
Entwicklung deutlich gehemmt.
Wir erleben eine Globalisierung
2.0. Diese wird geprägt sein
durch eine stärkere Regionalisierung
der Wertschöpfungsketten
in den drei großen Wirtschaftszentren
Nordamerika, EU und
Asien und von strategischem
Streben nach Souveränität bei
systemrelevanten Gütern, welche
durch die guten Ergebnisse der
letzten Jahre?
Hermes: In den vergangen zehn
Jahren haben wir über eine Milliarde
Euro investiert. Mit einem
Investitionsvolumen von rund
300 Millionen Euro stellt dabei
die Neugestaltung des Hauptsitzes
in Dortmund nicht nur
das größte Projekt in unserer
Firmengeschichte, sondern auch
eines der größten industriellen
Bauprojekte Nordrhein-Westfalens
und sicherlich Deutschlands
dar. Aber auch international haben
wir kräftig in eine moderne,
zukunfts- und leistungsfähige
Unternehmensinfrastruktur investiert.
Mit dem Ausbau der
Produktions- und Vertriebsstandorte
weltweit hat die Wilo Gruppe
gezielt die Voraussetzung dafür
geschaffen, um an dem großen
Wachstumspotenzial dieser
Märkte zu partizipieren.
kritische Infrastrukturen bedienen.
Wir sind davon überzeugt,
dass es also in Zukunft drei
„tektonische Platten“ mit ihren
Zentren in den USA, Europa und
Asien, hier mit Schwerpunkten
in China und Indien geben wird.
Mehr und mehr geraten deutsche
und europäische Unternehmen
zwischen die Fronten geopolitischer
Auseinandersetzungen. Es
ist eine Illusion und geht an der
Realität vorbei zu glauben, dass
die Welt sich bipolar organisieren
ließe. Es ist realitätsnäher, eine
verantwortungsvolle Koexistenz
der diversen politischen Systeme
auf unserem Globus zu entwickeln.
Drei Wilo-Headquarter
Konkret zu Ihrer Frage: Aus diesen
Gründen werden wir unseren
„region-for-region“-Ansatz
in den kommenden Jahren weiter
intensivieren. Wilo wird in
diesem Jahr beispielsweise ein
zweites Headquarter in Peking,
ein drittes Headquarter in den
USA und für unsere Vertriebsregion
Emerging Markets einrichten
und zusätzliche Produktionsstätten
in China und Indien
bauen. Wir tragen auf Managementseite
dieser Entwicklung
Rechnung. Wir fertigen derzeit
in 14 Hauptproduktionsstandorten
weltweit. Insgesamt sind
wir mit 80 Tochtergesellschaften
weltweit aktiv. Mit der Investition
von über 300 Millionen Euro
hier in den TüV-zertifizierten klimaneutralen
Standort Wilopark
in Dortmund haben wir einen
wichtigen Meilenstein in der
Unternehmensgeschichte ge-
Oliver Hermes, CEO und Vorstandsvorsitzender der Wilo Gruppe
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