Handel & Industrie
versorgung ist ein großes Thema
in unserer Gesellschaft. Die Diskussion,
ob Strom oder Wasserstoff
bei Autos die bessere Alternative
zu fossilen Energieträgern
ist, macht auch nicht vor unserer
Branche halt. Die Heizungsindustrie
hat aktuell Geräte vorgestellt,
die zumindest H2ready
sind. Wie bewerten Sie diese
Diskussion?
Hermes: „Wir sehen im Energieträger
Wasserstoff großes Potenzial.
Wilo hat in diesem Zusammenhang
mit der Firma Enapter,
einem Hersteller von Elektrolyse
Systemen, eine Kooperationsvereinbarung
unterzeichnet.
Aber natürlich sind wir auch mit
Heizungsindustrie im engen Austausch
und liefern bereits heute
Pumpen für Brennstoffzellen,
die mit Wasserstoff betrieben
werden können. Grundsätzlich
kommt unsere moderne Pumpentechnik
entlang der Wertschöpfungskette
des Wasserstoffs zum
Einsatz, von der Erzeugung &
Speicherung über die Verteilung
bis hin zum Einsatz für die Wärme
und Stromerzeugung. Man
kann also sagen, auch Wilo ist
H2ready!
Ich denke, dass wir über ein globales
Wasserstoff-Zeitalter sprechen
können. Neben der Erzeugung
von „grünen“ Wasserstoff
ist auch die CO2 neutrale Herstellung
von „blauem“ Wasserstoff
und „türkisem“ Wasserstoff entscheidend
für die Erreichung der
Pariser Klimaschutzziele und den
nachhaltigen Übergang in dieses
neue Zeitalter. Es ist wichtig,
dass der Fokus auf CO2-neutralem
„grünem“ Wasserstoff liegt,
aber dennoch zugleich nachhaltiger
„blauer“ oder „türkiser“
Wasserstoff als Übergangstechnologien
berücksichtigt werden.
Als Klimaschutz-Pionier und Innovationsführer
ist es unsere Verantwortung,
uns in diese neuen
Technologien mit einzubringen.
RAS: Herr Hermes, vielen Dank
für die aktuellen Einblicke.
Internationale Wilo-Industriekonferenz 2021
„Decoupling – Rethink Value Chains“
Mehr und mehr geraten Unternehmen
zwischen die Fronten
geopolitischer Auseinandersetzungen,
das Motto „Wandel
durch Handel“ scheint das Gebot
der Stunde. Aus diesem Grund
organisierte die Wilo Gruppe für
rund 150 hochrangige Gäste aus
Wirtschaft, Wissenschaft und Politik
am 09. September 2021 eine
internationale Industriekonferenz
zum Thema “Decoupling – Rethink
Value Chains”. Zu der hybriden
Veranstaltung kamen insgesamt
rund 80 Gäste auf dem Wilopark
in Dortmund zusammen, unter ihnen
Sigmar Gabriel, Vize-Kanzler
a.D. und Vorsitzender der Atlantik-
Brücke e.V..
Decoupling – der
Gegenentwurf zu Multilateralismus
„Das weltwirtschaftliche Schreckgespenst
des „Decoupling“ – eine
politisch gewollte Entkopplung der
weltweiten Entwicklungen – geistert
über die Kontinente und wird
häufig fälschlicherweise positiv
beladen. Handelssanktionen, extra
territoriale Sanktionen, Technologieembargos
und eine aus
politischen Gründen eingeleitete
Entkopplung von Lieferketten,
haben verheerende Folgen für
die hyperglobalisierte Weltwirtschaft“,
eröffnete Oliver Hermes,
Vorstandsvorsitzender und CEO
der Wilo Gruppe, die Konferenz.
Unter dem Titel ”Zeitenwende in
der Weltpolitik – die neue Rolle
Deutschlands“ ging auch Sigmar
Gabriel auf die aktuellen geopolitischen
Veränderungen ein. „Die
langjährige Beziehung zwischen
Deutschland und USA, das Transatlantische
Bündnis, wird sich in
post-pandemischen Zeiten neu
aufstellen müssen“, erklärte Sigmar
Gabriel.
Wie man sich auf die Entkopplung
der Weltwirtschaft einstellt, dabei
Chancen ergreift und Risiken vermeidet,
diskutierten Sigmar Gabriel
und Oliver Hermes mit hochrangigen
Gästen wie Cathrina
Claas-Mühlhäuser, Vorsitzende
des Aufsichtsrates und Vorsitzende
des Gesellschafterausschuss der
CLAAS Gruppe, Klaus Rosenfeld,
CEO Schaeffler AG, und Shi Mingde,
Präsident der Gesellschaft für
chinesisch-deutsche Freundschaft
und ehemaliger Botschafter der
Volksrepublik China.
Dabei erklärte Oliver Hermes,
dass die Wilo Gruppe diesen Veränderungen
seit vielen Jahren mit
dem „region-for-region“-Ansatz
begegne, dem die Annahme zu
Grunde läge, dass eine neue Form
der Globalisierung, eine stärkere
Regionalisierung der Wertschöpfungsketten
in den drei großen
Wirtschaftszentren Nordamerika,
EU und Asien, zur Folge habe. „Im
Rahmen dieses Ansatzes verfolgen
wir konsequent das Ziel, regionale
bzw. lokale Kundenbedürfnisse mit
regional bzw. lokal hergestellten
Produkten zu bedienen. Aus diesem
Grund eröffnet Wilo ein zweites
Headquarter in Peking für die
Vertriebsregion Emerging Markets
und mittelfristig ein drittes Headquarter
in den USA. Darüber hinaus
werden derzeit zusätzliche
Produktionsstätten in China und
Indien sowie in den USA gebaut“,
so Oliver Hermes.
Halbleiterkrise stellt
Unternehmen vor große
Herausforderungen
Zusätzlich zu den Abschottungsversuchen
einzelner Länder, hat
die Corona-Krise die Wertschöpfungsketten
weltweit verändert.
Besonders bei den Halbleiter-Lieferketten
verschlechtert sich die Situation
weiterhin und die Auswirkungen
der Chip-Engpässe wirken
sich dabei nicht nur fatal auf die
Automobilindustrie aus.
Unter dem Titel “Die Halbleiterindustrie
am Wendepunkt“ diskutierten
hierzu Matthias Hutter, Vice
President Product Management &
Supplier Marketing – EMEA, Arrow
Electronics, Stéphane Piat, SVP
Strategic Supply Chain Schneider
Electric, Thomas Staudinger, President
von EMB, Dr. Peter Wawer,
Division President IPC Infineon
Technologies AG und Georg Weber,
Vorstandsmitglied und CTO
der Wilo Gruppe.
„Durch den großen Einfluss von
stockenden globalen Wertschöpfungsketten,
sind Themen wie
resiliente Lieferketten, Nachhaltigkeit
und Risikomanagement als
differenzierender Wettbewerbsvorteil
in den Fokus der meisten
Unternehmen gerückt. Wir sind
sehr froh, dass wir bei Wilo schon
früh die vorausschauenden Schritte
in die richtige Richtung unternommen
haben, indem wir zum
Beispiel auf eine nachhaltige und
ausbalancierte Sourcing-Strategie
gesetzt haben“, berichtete Georg
Weber.
Oliver Hermes,
Vorstandsvorsitzender
und CEO der
Wilo Gruppe und
Sigmar Gabriel,
Vize-Kanzler a.D.
und Vorsitzender
der Atlantik-Brücke
e.V. auf der Wilo-
Industriekonferenz.
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