Handel & Industrie
Pietsch Gruppe
Das Handwerk braucht einen
perfektionierten Großhandel
In der Vergangenheit war die Dreiecksbeziehung Handwerk
– Handel – Hersteller nicht immer einfach, dem
dreistufigen Vertriebsweg wurde oft genug ein baldiges
Ende prophezeit. Hinzu kommt der Onlinehandel, der zunehmend
Druck auf den klassischen Vertriebsweg ausübt.
Dennoch steht der SHK-Fachgroßhandel heute stärker
da denn je. Denn entgegen allen früheren Diskussionen
und Prophezeiungen erfreut sich der dreistufige Vertriebsweg
heute hoher Akzeptanz. Dem Fachgroßhandel
geht es gut, die aktuellen Branchenzahlen sprechen für
sich. In den letzten Jahren hat sich einiges getan bei den
Großhandelsunternehmen in Deutschland. Was hat sich
geändert, wie hat sich die Branche, wie die Unternehmen
neu erfunden? Die RAS wollte es genauer wissen und
sprach mit Dr. Michael Pietsch, Alleingesellschafter der
Pietsch-Gruppe und Andre Kellinghaus, Geschäftsführer
der Unternehmensgruppe aus dem Münsterland.
RAS: Herr Dr. Pietsch, Herr Kellinghaus,
der dreistufige Vertriebsweg
stand lange in der
Kritik, inzwischen hat der Haustechnik
Großhandel offenbar sein
Profil geschärft und vielleicht
auch seine Aufgaben neu definiert.
Was ist passiert in den vergangenen
fünf oder zehn Jahren?
Kellinghaus: In den letzten Jahren
hat sich jeder der Marktteilnehmer,
also Hersteller, Industrie,
Handel und auch der Fachhandwerker,
stärker auf seine Kernkompetenz
fokussiert und diese
Stärken weiter ausgebaut. Für
uns als Großhändler ist es sehr
wichtig, sich darauf zu konzentrieren,
welchen Mehrwert und
welche Hilfestellung wir dem
Handwerker in dieser Dreiecksbeziehung
geben können, damit
er seinem Job noch erfolgreicher
nachgehen kann, als in der Vergangenheit.
Die Produkte sind
komplexer und damit beratungsintensiver
geworden. Wir tun gut
daran, gemeinsam mit Hersteller
und Handwerk unsere Kompetenzen
zu bündeln und diese
Komplexität zu managen, um
damit für den Endkunden eine
gute Leistung zu erbringen.
Dr. Pietsch: Ich glaube, dass
viele Großhändler erheblich professioneller
geworden sind. Unter
anderem durch Investitionen in
die Logistik und durch die Möglichkeit
für das Handwerk, zeitlich
flexibel online bestellen zu können.
Die Zeitfenster für Bestellungen
sind deutlich größer als
früher. So können Bestellungen
auch außerhalb der regulären
Arbeitszeit getätigt werden. Zudem
ist im Rahmen der Digitalisierung
die Lieferzuverlässigkeit
auch spürbar höher geworden.
Und bezüglich der Lieferprobleme
der Hersteller puffern wir mit
unserem Lagerbestand einiges
ab, so dass Handwerker Baustellen
vernünftig zu Ende bringen
oder planen können.
RAS: Hat diese Pufferfunktion in
den letzten Jahren einen höheren
Stellenwert bekommen?
Dr. Pietsch: Ja, weil der Großhandel
in seiner Prognose-Funktion
besser geworden ist. Die
Pandemie hat gezeigt, wie
wichtig der SHK-Großhandel in
Deutschland ist. So konnte das
eine oder andere abgefangen
werden, wenn z.B. internationale
Lieferketten vorrübergehend
gerissen sind. Wir konnten die
Lieferungen an unsere Kunden
Andre Kellinghaus, seit 1. März 2020 Geschäftsführer der Pietsch-Gruppe und Dr. Michael Pietsch, Alleingesellschafter
der Pietsch-Gruppe (v.l.n.r.). Alle Bilder: Pietsch-Gruppe, Ahaus
30 RAS | OKTOBER 2021 www.ras-online.com
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