Königreich: Laut Studie erhalten
57 % der dortigen Installateure
derart „unverschämte“ Anfragen
von Endverbrauchern – und
20 % von ihnen geben dem Ansinnen
tatsächlich nach. Damit
führen die Briten in beiden Kategorien
das Ranking an.
Am Ende der Skala liegen die
deutschen Handwerker mit
38 % bzw. 10 %. Darin schlagen
sich zweifellos die gegenwärtige
Vollauslastung und die gefestigten
Marktstrukturen nieder.
Gemessen daran, mutet die
10 %-Quote fast schon hoch an.
Die Frage drängt sich auf, wie
die Entwicklung bei den „Doit
for-me-Jobs“ verläuft, wenn
eine Schlechtwetterfront am
Konjunkturhimmel auftaucht.
Europaweites Phänomen
Und da wäre noch die Sache mit
der (Preis-)Transparenz. Längst
passé sind die aus Branchensicht
schönen Zeiten, in denen
man einzelne Produktpreise in
Gesamtofferten „verstecken“
konnte. Heute befinden sich
Bauherren und Renovierer dank
Internet in einer ungleich besseren
Prüf- und Verhandlungsposition.
Die Tatsache, dass es dabei
um ein europaweit gültiges
Phänomen geht, macht die Herausforderung
leichter. Aber daran wächst man
ja bekanntlich.
Zum Autor
hierzulande nicht
Frank Linnig greift in seiner regelmäßigen
Kolumne für die
RAS-Leser grundsätzliche und
aktuelle Themen mit Branchenrelevanz
auf. Der Autor
ist Journalist sowie Gründer
und Geschäftsführender Gesellschafter
von Linnigpublic.
Die Agentur für Öffentlichkeitsarbeit
mit Sitz in Koblenz
hat sich u. a. auf die SHKWirtschaft
spezialisiert.
Zwischen „No-Go“ und
„Yes we do”
Manche bezweifeln, dass es
sie überhaupt (noch) gibt.
Die Rede ist von unternehmerischen
Freiheiten, die
die Chance bieten, sich für
oder gegen etwas zu entscheiden.
Dabei gehört es zu
den spannendsten Disziplinen,
Aufträge auch einmal
abzulehnen. Neben der
Fähigkeit, „Nein“ sagen zu
können, bedarf es dazu einer
Position der eigenen Stärke.
Eine gute Geschäftslage mit
hohen Orderbeständen bildet
dafür eine wichtige Basis.
Genau darüber verfügen die SHKBranche
und speziell das Handwerk
– von dem relativ kurzen
Corona-Intermezzo abgesehen –
bereits seit über einem Jahrzehnt.
Auf uninteressante, unrentable
oder aus anderen Gründen missliebige
Aufträge zu verzichten,
wirft die Betriebe daher nicht aus
der Bahn. Besonders dann nicht,
wenn sie dadurch ihre „Berufsehre“
retten. So steht zum Beispiel
beim Handwerk der Einbau von
Produkten, die die Endverbraucher
selbst etwa im Internet gekauft
haben, (eigentlich) auf der
Tabu-Liste. Aber was ist, wenn
die konjunkturellen Zeiten wieder
schlecht(er) werden?
Kecke Endkunden
Auch der unbestreitbare Trend
zum E-Commerce beeinflusst
auf Dauer die Geschäftspraxis
im SHK-Sektor. Das Mafo-Institut
BauInfoConsult befürchtet
gar „fundamentale Veränderungen“
und verweist dabei auf eine
Untersuchung der USP Marketing
Consultancy. Den Angaben zufolge
richtet sie sich an jährlich rund
2.600 Installateure aus Deutschland,
Frankreich, Großbritannien,
den Niederlanden, Belgien und
Polen.
Das zentrale Thema der Erhebung
war, ob und inwieweit Installateure
dadurch unter Druck
geraten, dass Endkunden immer
häufiger Produkte über „Internet
& Co.“ direkt kaufen, aber
vom Profi einbauen lassen wollen.
„Das wäre ja noch schöner“,
schallt es entrüstet landauf, landab.
Der qualifizierte Handwerker
als reiner „Auftragsschrauber“?
Ein klares „No-Go“ also.
Prinzipientreues
Schlusslicht
Doch so schlicht ist die Welt offenbar
nicht. Beispiel Vereinigtes
Welche Aufträge SHK-Handwerker annehmen und welche nicht, ist ihre
Entscheidung. Sie fällt umso leichter, je besser die konjunkturellen Zeiten sind.
Foto: Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS)
42 RAS | OKTOBER 2021 www.ras-online.com
/www.ras-online.com