
Fotos: Kardex Mlog
Schnell, viel und schwer
In der Getränkeindustrie führt die zunehmende Vielfalt an Artikeln und Gebinden bei schrumpfenden
Losgrößen zu einer Neuordnung der logistischen Prozesse. Die manuelle Lagerung von Bier, Wasser
und Erfrischungsgetränken wird vermehrt durch leistungsfähige automatisierte Lösungen ersetzt werden,
die den spezifischen Anforderungen der Branche gewachsen sein müssen.
14 · BRAUINDUSTRIE 6/2021
Die Klippen der Automatisierung
Mit einem Umsatzanteil von rund
acht Prozent ist die Getränkeindustrie
die drittgrößte Branche der
Nahrungs- und Genussmittelindustrie.
In Deutschland produzieren rund 800
Brauereien in über 1.400 Braustätten.
Hinzu kommen mehr als 300 Betriebe,
die sich auf alkoholfreie Erfrischungsgetränke
und Wässer spezialisiert haben
(Quelle: Branchenanalyse Getränkeindustrie,
Hans Böckler Stiftung, Studie
Nr. 368, Oktober 2017). In allen drei
Bereichen geht es um großvolumige
Einheiten mit einem relativ geringen
Warenwert. Diese müssen mit hoher
Leistung so effizient und kostengünstig
wie möglich verladen und transportiert
werden. Die Rückverfolgbarkeit jeder
einzelnen Charge ist dabei ebenso zu
berücksichtigen wie das First-in-Firstout
Prinzip (FIFO). Eine weitere wichtige
Rolle spielt nämlich das Mindesthaltbarkeitsdatum
(MHD): Bei mehreren
aufeinanderfolgenden Lieferungen
muss es sich immer in die Zukunft entwickeln.
Chargen, die laut MHD älter
sind als die bereits am Vortag gelieferten
Paletten, werden vom Lebensmitteleinzelhandel
(LEH) abgelehnt.
Typisches Szenario könnte
bald zur Ausnahme werden
Das Warenvolumen führt währenddessen
zu einem riesigen Bedarf an Lager-
und Laderaum: Durchschnittlich befinden
sich 40 Kästen auf einer Palette,
von denen 34 in einen Lkw passen –
das macht rund 1.360 Kästen pro Ladung.
Diese Mengen werden traditionell
aus einem Blocklager heraus mit Mehrfachstaplern
verladen, die pro Hub bis
zu sechs Paletten transportieren können.
Damit ist die seitliche Be- oder
Entladung eines kompletten Lkws in
10 bis 15 Minuten zu schaffen. Dieses
typische Szenario eines Betriebshofs
ist jedoch nur eine Momentaufnahme,
die durch die laufenden Marktentwicklungen
schon bald zur Ausnahme werden
könnte.
Der deutsche Getränkemarkt ist gesättigt
und Wachstum lässt sich vor allem
durch das Verdrängen von Wettbewerbern
realisieren. Das führt einerseits zu
Preiskämpfen und andererseits zu einer
steigenden Zahl von Produktvarianten,
um Nischen zu besetzen und um sich
im Markt stärker von Mitbewerbern abzuheben.
Heute umfasst das typische
Sortiment eines Getränkeherstellers
mehr als 600 Artikel, während dieser
Wert im Jahr 1995 nur bei rund 40 Artikeln
lag. Gleichzeitig wächst die Zahl