
Katharina Scheer
ist mit 27 Jahren die
jüngste Brauereichefin
in Deutschland. In der
5. Generation leitet sie
nun die Familienbrauerei
Bauhöfer.
BRAUINDUSTRIE: Sie sind mit 27 Jahren die jüngste Brauereichefin
der Republik. Herzlichen Glückwunsch! Erzählen Sie doch
bitte etwas über Ihren Werdegang.
Katharina Scheer: Vielen Dank! Ich bin in der Brauerei groß
geworden als Enkelin unseres Senior-Chefs Eugen Bauhöfer.
Nach dem Abitur habe ich ein Bachelor-Studium an der DHBW
Baden-Württemberg in Villingen-Schwenningen, Studiengang:
BWL-Mittelstand absolviert. Danach folgte ein Jahr Tanzausbildung
in Freiburg im Breisgau. Ich bekam ein Engagement am
Hamburger Ballett und im Jahr 2016 durfte ich am Broadway in
New York City tanzen. Im Laufe des Jahres 2017 fasste ich den
Entschluss, in die Familienbrauerei einzusteigen. Deshalb machte
ich einige Praktika in verschiedenen Brauereien wie z. B. das Hofbräuhaus
Traunstein am Chiemsee und Dinkelacker Schwaben
Bräu in Stuttgart. Nun bin ich seit Januar 2019 in der Brauerei tätig.
BI: Früher hieß Ihre Brauerei „Ulmer Bier – Familienbrauerei Bauhöfer.
Durch einen neuen Markenauftritt und die Umbenennung
in „Familienbrauerei Bauhöfer“ haben Sie frischen Wind in Ihr
Unternehmen gebracht. Wie kam es zu dieser Idee?
Katharina Scheer: Die Idee hierzu entstand schon weit „vor
meiner Zeit“. Es gab bereits Produkte, die den Namen Bauhöfer
trugen wie beispielsweise: Bauhöfer Oktobergold oder Bauhöfer
Schwarzwaldmarie. Auslöser zur Umsetzung des Relaunchs
war zum einen die Verwechslungsgefahr mit der schwäbischen
„großen“ Stadt Ulm und zum anderen das klare Bekenntnis zur
Familientradition.
BI: Mit vielen, auch sehr lustigen Ideen versuchen Sie, Ihre Brauerei
in den Social-Media-Kanälen publik zu machen. Wie schaffen
Sie das neben dem „normalen“ Arbeitsalltag, welcher in einer
Brauerei anfällt?
Katharina Scheer: Wir haben eine sehr gute Agentur, die uns
viel Input gibt. Die Ideen sind aber meistens von uns. In den
Arbeitsalltag integriert bekomme ich das Thema Social Media
nicht. Das sind dann meistens „Sonderschichten“ abends oder
am Wochenende.
20 · BRAUINDUSTRIE 6/2021
BI: Bevor Sie die Brauerei übernommen haben, machten Sie
Karriere am Broadway-Theater in New York. Wie kam es zu dem
Wandel, dass Sie sich vom Tanzen in der bunten Varieté-Welt
zum Führen einer soliden Brauerei entschlossen haben?
Katharina Scheer: Hier spielten viele verschiedene Faktoren
eine Rolle: Konkurrenzkampf am Broadway, Entfernung
zur Familie, Heimatverbundenheit und natürlich die Brauerei,
die mir sehr am Herzen liegt.
BI: Das weibliche Führen der Brauerei liegt wohl in Ihren Genen?
Schon damals führte Ihre Ur-Ur-Großmutter Maria Anna Bauhöfer
(1830 bis 1920) eine Zeit die Familienbrauerei alleine. Können
Sie über Sie etwas erzählen?
Katharina Scheer: Ich glaube eher Ur-Ur-Urgroßmutter… Sie
war die Frau unseres Gründers Ludwig Bauhöfer. Dieser starb
sehr früh und somit leitete Maria kurzweilig das Unternehmen
(für die damalige Zeit sehr untypisch), bis sie wieder geheiratet
hat.
BI: Nach Ihrem BWL-Studium haben Sie in diversen Brauereien
Erfahrungen sammeln können. Welche waren die Wichtigsten,
die Sie aus dieser Zeit mitnehmen konnten?
Katharina Scheer: Das Networking in dieser Branche ist das A
und O. Kontakte zu knüpfen und der Austausch mit KollegenInnen.
Als Familienunternehmen ist es wichtig, den eigenen Weg
zu finden und dann auch zu gehen. Sich immer wieder die Frage
zu stellen: Passt das zu uns?
BI: Haben Sie schon weitere Projekte für Ihre Brauerei geplant?
Katharina Scheer: Nach wie vor befinden wir uns in der Umsetzungsphase
unseres neuen Markenauftrittes. Über das Jahr
2021 sind in diesem Zusammenhang noch einige Projekte geplant.
Das reicht uns dieses Jahr erstmal an To-dos.
BI: Frau Scheer, vielen Dank für das Gespräch! (emk)
Kurz nachgefragt bei:
Katharina Scheer