
Digitale Produktion
Wie automatisierte Prozess-Ketten die Value Chain optimieren
Ist die aktuelle COVID-19-Krise Treiber für mehr Digitalisierung? Und ist die Digitalisierung eine Chance
in der Krise? Beides stimmt. Bei vielen kleineren und mittelständischen Betrieben der Brauindustrie geht
es um die Existenz. Sie sind akut gezwungen, neue innovative Wege zu gehen. Denn nur mit einer weitgehend
digitalisierten Supply Chain gelingt die Wende. Hohes Wertschöpfungspotenzial liegt in der Produktion
– gerade hier bietet die Vernetzung von Informationsströmen hohes Potenzial.
BRAUINDUSTRIE 6/2021 · 21
Fünf bis zehn Wochen dauert in der
Regel der Produktionsprozess beim
Bierbrauen. Dabei müssen Temperaturen,
Druckstufen, Gärzeiten und vieles
mehr stimmen. Effizienz und Qualität
dieser komplexen und miteinander
verzahnten Abläufe sind abhängig von
unterschiedlichsten Faktoren. Produktionsrezepte,
Rohstoffe, Chargen, Flaschenverschlüsse,
Etiketten, Flaschenformat
und Leergut – alles muss rechtzeitig
vorhanden und auf die Prozesse
und Maschinen-Ressourcen exakt abgestimmt
sein.
Herausforderungen in
der Produktion
Es gilt, die verschiedenen Schritte so
zu verketten, dass – unter Berücksichtigung
einer sinnvollen Produktreihenfolge
– eine effektive Auslastung der
Produktionsanlagen und möglichst
geringe Rüstzeiten realisiert werden
können. Dabei müssen die Verantwortlichen
in der Praxis eine Reihe
von Hürden meistern: Flaschenverschlüsse
haben z. B. erfahrungsgemäß
eine lange Lieferzeit, die Leergut-Bestände
variieren extrem und sind ein
großer Unsicherheitsfaktor, das Umrüsten
des Flaschenformats ist ein Zeitfresser
und Tankbelegungen häufig der
„Flaschenhals“. Dazu kommen u. U.
mikrobiologische Probleme der Rohstoffe,
die Chargenrückverfolgung, die
Berücksichtigung der Sortiments-Diversifizierung
mit der Zunahme von
Kleinst-Gebinden oder der „Schnell-
und Langsamdreher“ u.v.m. Nicht zuletzt
die Koordination mit geplanten
Stillstandszeiten für Wartung und Instandhaltung
muss beachtet werden.
In vielen Unternehmen können diese
Prozesse mit ihren Wechselwirkungen
derzeit nicht durchgängig digital
unterstützt werden. Vielfach werden
die Abläufe isoliert voneinander bearbeitet,
und vor allem in kleineren Betrieben
beherrschen manuelle Tätigkeiten
oder die unzureichende Unterstützung
durch Excel-Spreadsheets die Produktion.
Die Silo-Landschaft unterschiedlicher
Tools ist heterogen und historisch
gewachsen – die Folgen sind unnötige
Mehrfachaufwände und Fehleranfälligkeiten.
Mithilfe klassischer Prozesse,
Vorgehensweisen und Werkzeuge sind
Unternehmen heute nicht mehr in der
Lage, die elementaren Herausforderungen
zu meistern: die Produktivität
zu steigern und gleichzeitig individualisierte
Produkte für sich ständig ändernde
Kundenanforderungen zu produzieren.
Integrierte ERP-Plattformen
für die Produktion
In der Produktion laufen viele unterschiedliche
Informationsflüsse zusammen,
sodass es sinnvoll ist, diese in
einer zentralen Plattform mit einheitlicher
Datenhaltung abzubilden. Die
Rolle als Information-Hub, in dem alle
betriebswirtschaftlichen und produktionsrelevanten
Informationen zusammenlaufen,
übernehmen heute moderne
ERP-Lösungen wie z. B. die
Branchen-Software INTEGRA. Sie integrieren
Datenquellen und Spezialsysteme
durch komfortable Schnittstellen
und sichern dadurch eine durchgehende
funktionsübergreifende Steuerung
der Unternehmensprozesse, zum
Beispiel durch die digitale Interaktion
mit Kunden bzw. Lieferanten sowie die
Abbildung aller vor- und nachgelagerter
Prozesse wie z. B. Beschaffung, Materialwirtschaft
oder Vertrieb. Vor allem
logistische Prozesse sind eng mit der
Produktion verknüpft.
Die mit dem oben angesprochenen
Trend zur Produktindividualisierung verbundene
höhere Lieferflexibilität verlangt
eine Realtime-Transparenz über
die aktuelle Auftragssituation und die
Maschinenauslastung, um Lieferzusagen
zuverlässig einhalten zu können.
Dazu kommt beispielsweise die Lagerverfügbarkeit
der Rohware bzw. Halbfertigerzeugnisse,
welche für die einzelnen
Aufträge erforderlich sind. Wichtig
hierbei ist das digitale Zusammenspiel
auf Daten- und Prozess-Ebene mit spezialisierten
Systemen für die Produktionsplanung
und Qualitätssicherung von
Labordaten bzw. Prüfmitteln, beispielsweise
der Branchenlösung PRIME von
Imecon. Dazu kommen die spezifischen
Anforderungen der Brau-Industrie wie
Chargenrückverfolgung, Leergutmanagement,
Biersteuer etc., sodass eine
gut etablierte Branchengesamtlösung
im Idealfall nicht nur die Kostentreiber
in der Produktion eliminieren kann, sondern
auch die komplette „End-to-End-
Kette“ vom Auftrag bis zur Rechnungsstellung
in allen Facetten papierlos und
digital abbildet.
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