20 · GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL 1/2022
Ganz frisch ging
ein neuer Film
des Verbands Pro
Mehrweg an den
Start, der sich auf
die Unterscheidungskriterien
von
Mehrweg und Einweg
konzentriert
und gezielt auch
die jüngere Generation
anspricht.
Ganz aktuell wurde nun ein zweiter Film
fertiggestellt, der sich mit der Thematik
„Kennzeichnung von Mehrweg und Einweg“
auseinandersetzt und auf https://
youtu.be/He4wTudsL_o und https://
vimeo.com/657773389 zu sehen ist. Auch
hier werden die Klimaschutzwirkungen
von Mehrweg herausgestellt. Im neuen
Jahr 2022 aktualisieren wir unsere Kampagne
„Mehrweg ist Klimaschutz“ und
diskutieren auch über eine modifizierte
Variante der vor drei Jahren erfolgreich
gelaufenen „Klimahelden“-Aktion. Natürlich
sind wir sehr daran interessiert, weitere
Mitglieder aufzunehmen und so auch
die finanzielle Basis für die Lobbyarbeit
und unsere Aktivitäten weiter zu stärken.
GFGH: In den Vorbemerkungen Ihres
aktuellen Tätigkeitsberichtes sprechen Sie
von der „klimapolitisch wichtigsten Legislaturperiode“.
Welchen Stellenwert wird
Ihrer Meinung nach die jetzt soeben neu
gebildete Bundesregierung dem wichtigen
Thema Mehrweg in diesem Zusammenhang
künftig beimessen? Welche
wichtigen Themen und Ziele wird der
Verband Pro Mehrweg nun weiter vorantreiben
bzw. betonen?
Guder: Die Aussagen zu Mehrwegschutz
und Mehrwegförderung fallen im nun vorliegenden
Koalitionsvertrag recht mager
aus. Nach der Ressortverteilung führen
die Grünen sowohl das Umwelt- als auch
das Ministerium für Wirtschaft und Klima.
Für Mehrwegschutz und Mehrwegförderung
sind dies die wichtigsten Ressorts
in der Bundesregierung. Von ihrer Positionierung
her stehen die Grünen uneingeschränkt
hinter Mehrwegsystemen und
sehen die Notwendigkeit, Maßnahmen
zur Erhöhung der aktuell bei 41,8 Prozent
liegenden Mehrwegquote zeitnah zu ergreifen.
Wir registrieren demgegenüber
gewisse Abstriche bei der SPD und einige
Fragezeichen bei der FDP. Es bleibt
also abzuwarten, wie zukünftig Kabinetts-
entscheidungen getroffen werden. Auch
der Bundesrat spielt in diesen Fragen ja
eine wichtige Rolle.
Nach wie vor bleibt unsere Kernforderung
nach Einführung einer Lenkungsabgabe
auf Einweggetränkeverpackungen
zusätzlich zum Pfand bestehen! Wie
dies eingeführt werden könnte und wie
Einnahmen aus einer Lenkungsabgabe
verwendet werden könnten, haben wir in
einem Rechtsgutachten aufgezeigt. Auch
die Kennzeichnung auf dem Produkt halten
wir nach wie vor für essenziell!
GFGH: Sie erwähnten den „Pro Mehrweg
Film“ des letzten Jahres. Wo wird
er überall eingesetzt und wie ist die derzeitige
Resonanz zu bewerten? Können
Sie auch Näheres zum gerade brandneu
erschienenen Film, der sich nun mit dem
Schwerpunktthema Kennzeichnung von
Mehrweg und Einweg auseinandersetzt,
sagen?
Guder: Erfreulicherweise wurde der erste
Film von vielen Mitgliedern in ihrer Kommunikation
eingebunden. Er erscheint
auf vielen Websites wird aber auch für
die Positionierung in den sozialen Medien
wie etwa bei Facebook genutzt.
Einige Nichtmitglieder haben den Film
gegen eine kleine einmalige Gebühr für
ihre Kommunikation ebenfalls eingesetzt.
Der brandneue Film sollte nicht mehr
nur ein nüchterner Erklärfilm wie der erste
werden, sondern auch mit einer emotionalen
Komponente jüngere Menschen
ansprechen. Wichtige Punkte zur Unterscheidung
von Mehrweg und Einweg sollen
den EndverbraucherInnen an die Hand
gegeben werden. Der während der Mitgliederversammlung
im Rohschnitt vorgestellte
Film führte zu einer intensiven
und konstruktiven Diskussion. Die Aufbereitung
des Kernthemas durch einen
Ratespielansatz (Gamification) wurde
sehr begrüßt.
GFGH: Der Dosenanteil vor allem im Bierbereich
nimmt weiter zu. Wie bewerten
Sie die Situation und welche Maßnahmen
sind aus Ihrer Sicht dringend notwendig?
Guder: Nach zweistelligen Zuwachsraten
in den letzten drei Jahren, insbesondere
im Harddiscount-Bereich, weist AC
Nielsen für das erste Halbjahr 2021 ein
nochmaliges Dosenwachstum um 4,3
Prozent über alle Vertriebswege aus. Der
Gesamtanteil am Bierverkauf erreicht mit
9,6 Prozent fast die 10 Prozent-Marke. In
den letzten Jahren fehlte es an dem politischen
Willen, diesen Tendenzen konsequent
gegenzusteuern und Mehrwegschutzmaßnahmen
wie etwa eine zusätzliche
Abgabe zum Pfand (Beispiel Alcopops)
umzusetzen.
Kein Wunder also, dass das Dosenwachstum
ungebremst weitergeht und
seitens mancher Hersteller keine Scheu
besteht, beispielsweise auch ein „Naturradler“
in der Dose abzufüllen. Wir brauchen
jetzt schnelles politisches Handeln
mit der Einführung einer Lenkungsabgabe
in Höhe von 0,20 Euro auf jede Einweggetränkeverpackung.
GFGH: „Die Erfahrungen der letzten Jahre
haben auch gezeigt, dass unser System
in der jetzigen Ausprägung aufgrund gestiegener
Komplexität an seine Grenzen
stößt. Es besteht Bedarf an einer Nach-
bzw. teilweisen Neujustierung.“ So lautet
eine weitere Aussage in Ihrem Tätigkeitsbericht.
Erläutern Sie diese bitte hinsichtlich
der nun notwendigen Maßnahmen
auch im Hinblick auf die Inhalte des
Grundsatzpapiers „Mehrweg ist Zukuft“.
Guder: Zunächst bleibt festzuhalten, dass
die Entwicklung des Mehrwegsystems in
Deutschland über die letzten 120 Jahre
für die meisten Marktbeteiligten eine ökologische
und wirtschaftliche Erfolgsgeschichte
ist, um die uns viele Staaten in
der Welt beneiden. Allerdings gefährdet
die Branche selbst in den letzten Jahren
zunehmend diese Erfolgsgeschichte.
Die Komplexität des Systems wird durch
die extreme Sorten- und Gebindevielfalt
erhöht. Die Individualisierung im Verpackungsbereich
sorgt zusätzlich für unnötige
Transporte und Sortieraufwand.
Die Effizienz des Gesamtsystems wird
dadurch in ihren Möglichkeiten erheblich
beschnitten.
Wir müssen daher gezielt und rasch
daran arbeiten, diese Komplexität wieder
zu reduzieren. Auf weitere Individualisierung
sollte verzichtet werden; vor
allem weil es ja nicht gerade an verschiedensten
Flaschenformen und -typen in
Deutschland mangelt. Eine Flaschenentwicklung
wie bei der „Kleine Halben“ mit
drei nur in kleinsten Nuancen zu unterscheidenden
Varianten zuzüglich einer
Schraubverschlussversion ist kontraproduktiv
und muss daher zukünftig dringend
vermieden werden. Die verstärkte Rückkehr
zu bestehenden Mehrwegpool-Gebinden
sowie insgesamt zu gesteuerten
Flaschenpools sollte vielmehr auf die Tagesordnung
gesetzt werden.
Auch der verstärkte Einsatz von neutralen
Ladungsträgern in der Auslieferung
von zum Beispiel Sechserträgern oder
für den Prozess der Sortierung ist sicherlich
geboten.
Zu guter Letzt sollten wir in überschaubarem
Zeitraum zu einer digitalen Abbildung
aller Voll- und Leergutströme auf der
Grundlage einer einheitlichen Datenbasis
kommen. Auch hieran wird ja schon durch
GEDAT und VLB gearbeitet. Ich bin op
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