40 · GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL 1/2022
BRAUINDUSTRIE
Störtebeker ab 2022
Mitglied der GeMeMa
Seit Jahren strömen immer mehr Individualflaschen
auf den Biermarkt
und schwächen damit das sehr gut
funktionierende Mehrwegsystem.
Störtebeker stellt sich nun nach
eigenen Angaben proaktiv gegen
diese Entwicklung und tritt als erste
mittelständische Brauerei der Gesellschaft
für Mehrweg-Management
bei.
Ökologisch und nachhaltig wirtschaften
sei seit jeher oberstes
Ziel für Jürgen Nordmann, Inhaber
der Störtebeker Braumanufaktur.
„Schon von Anfang an sind unsere
Brauspezialitäten zu 100 Prozent
Mehrweg – von der klassischen
Longneck-Flasche bis hin zu den
Logipack-Mehrwegtrays und -kisten“,
so Nordmann.
„Ich sehe es als unsere Verpflichtung
gegenüber der Gesellschaft
an, in Kreislaufsystemen zu wirtschaften,
um damit ein Zeichen für
Nachhaltigkeit zu setzen“, so Nordmann
weiter. Die Entwicklungen der
letzten Jahre hin zu immer mehr
Individualflaschen in der Branche
wurde vom Brauerei-Inhaber kritisch
beobachtet. „Diese Flaschen
müssen immer wieder zurück zu
„ihrer“ Brauerei, um dort wiederbefüllt
werden zu können – und das,
obwohl Individualisierung sehr gut
über Etiketten- oder Kistendesign
passieren kann“, erzählt Nordmann.
Um sich dieser Entwicklung proaktiv
entgegenzustellen, habe sich
die Braumanufaktur nun entschieden,
Mitglied in der Gesellschaft für
Mehrweg-Management zu werden
– als erste mittelständische Brauerei
überhaupt. „Die GeMeMa hat es
sich zum Ziel gemacht, Mehrweg in
Deutschland nachhaltig zu stärken:
Brauereien verschiedener Größenordnungen
beteiligen sich am System,
sortieren anteilig alte Flaschen
aus und kaufen neue ein, um den
Pool kontinuierlich zu verbessern“,
so Torsten Hiller, Geschäftsführer
bei Logipack. „Dies mindert nicht
nur die Sortier- und Logistikkosten,
sondern verkleinert auch den
ökologischen Fußabdruck für alle
Beteiligten“, so Hiller weiter.
„Wir wünschen uns, dass unser
Beitritt auch andere Mittelständler
und Familienbrauereien animiert,
sich der Gesellschaft anzuschließen“,
erhofft sich Nordmann. „Nur
gemeinsam können wir die Herausforderungen
der jetzigen Zeit meistern,
um nicht nur nachhaltig Bier zu
brauen, sondern auch abzufüllen“,
so Nordmann.
Anheuser-Busch InBev:
Ziel bis 2040 netto null
Treibhausgas-Emissionen
Deutschland ist und bleibt ein Kernmarkt.
Am traditionsreichen Standort
Bremen hat Anheuser-Busch
InBev seinen deutschen Hauptsitz
mit einer der größten und absatzstärksten
Brauereien Europas. Die
Hansestadt sei ein wichtiger Eckpfeiler
in der nächsten Phase der
Nachhaltigkeitsstrategie des internationalen
Brauers, heißt es. Denn
Ziel sei es, neben der Brauerei in
Bremen auch in vier weiteren führenden
europäischen Brauereien
bis zum Jahr 2028 einen CO2-neutralen
Betrieb zu schaffen. Das
Europa-Geschäft von AB InBev
soll maßgeblich dazu beitragen,
bis 2040 netto null Emissionen in
seiner gesamten Wertschöpfungskette
zu erreichen. Ein Ziel, dass
auch mit der neuen globalen Unternehmensausrichtung
einher gehe:
„We dream big to create a future
with more cheers.“
AB InBev hatte sich mit seinen
„Nachhaltigkeitszielen 2025“ bereits
dazu verpflichtet, die Reduzierung
von Kohlendioxidemissionen
durch den Einsatz klimaneutraler
Energiequellen voranzutreiben
und so einen wichtigen Beitrag
zum Klimaschutz zu leisten. Nun
soll zunächst im Jahr 2026 in den
Brauereien Magor und Samlesbury
in Großbritannien der CO2-neutrale
Betrieb erreicht sein, gefolgt von
den Brauereien Leuven und Jupille
in Belgien sowie eben Bremen in
Deutschland im Jahr 2028. Mit
Erreichen des Ziels würden die
jährlichen CO2-Emissionen um
110.740 t reduziert werden, was
den Emissionen von fast 35.000
Autos entspricht.
„Unsere Brauerei Beck & Co.
in Bremen ist eine der größten
Brauereien in Europa, und unsere
Größte in Deutschland. Wir sehen
hier in Bremen ein großes Potenzial
für unser Vorhaben, Vorreiter
im CO2-neutralen Brauen zu werden.
Das ist ein herausforderndes
Vorhaben, für das wir die meisten
der notwendigen Technologien bereits
identifiziert haben, die uns ans
Ziel bringen können. Uns geht es
darum, dass Nachhaltigkeit nicht
nur ein Teil unseres Geschäfts ist,
sie ist unser Geschäft, da wir als
Brauer absolut von einer intakten
Umwelt abhängig sind“, so Maria
Degener, Geschäftsführerin von
Anheuser-Busch InBev Deutschland
und Verantwortliche für den
Braubetrieb.
Zwischen 2017 und 2020 hat der
Konzern die direkt zurechenbaren
absoluten Treibhausgasemissionen
des Unternehmens (sogenannte
„Scopes“ 1 und 2) um fast 25 Prozent
und die Emissionen in der gesamten
Wertschöpfungskette (den
Scopes 1, 2, 3) um über zehn Prozent
pro Hektoliter gesenkt. Anfang
dieses Jahres kündigte AB InBev
seine ersten klimaneutralen Brauereien
in Wuhan, China und Ponta
Grossa, Brasilien, sowie seine erste
klimaneutrale Mälzerei in Brasilien
an. Auch künftig wird der Konzern
Innovationen und Partnerschaften
anstreben, um sein Ziel der Klimaneutralität
zu erreichen.
In Europa hat die Unternehmensgruppe
mit ihrer Nachhaltigkeits
Strategie 2025 bereits beträchtliche
Fortschritte auf dem
Weg zur Klimaneutralität gemacht
– mit einer geschätzten Reduktion
des CO2-Fußabdrucks um 16
Prozent in den westeuropäischen
Brauereien zwischen 2017 und
2020, wodurch der Ausstoß von
Treibhausgasen um über 30.000 t
CO2 gesenkt wurde.
Neu: Radeberger
Alkoholfrei
Bisher haben sich die Brauer in der
Bierstadt Radeberg ausschließlich
auf das Brauen von Radeberger
Pilsner konzentriert – stets mit dem
Anspruch, das beste Pilsner ihrer
Zeit zu brauen. Nun kommt nach
150 Jahren eine neue Sorte hinzu,
an die die Brauer ebenfalls hohe
Ansprüche stellen: Radeberger
Alkoholfrei. Die neue alkoholfreie
Schwestersorte enthält keinen Zucker,
lediglich 17 kcal/100 ml und
besteche durch ihren echten Pilsner
Geschmack, so das Unternehmen.
Bis Ostern soll das neue Bier
in ganz Deutschland erhältlich sein,
heißt es weiter.
Udo Schiedermair, Erster Braumeister
in Radeberg, ist stolz auf
das neue Bier: „Wir haben Radeberger
Alkoholfrei von Grund auf neu
entwickelt, mit vielen Probesuden
und verschiedenen Hopfensorten.
Was wir heute präsentieren, ist ein
alkoholfreies Bier mit echtem Pilsner
Geschmack und Pilsner-Optik:
eine angenehme pilstypische Hopfennote,
eine feine, leuchtend weiße
Schaumkrone mit einem vollmundigen
Körper. Darauf sind wir als
Brauer besonders stolz.“
Ein besonderer Clou sei der im
Brauprozess erst spät zusätzlich
hinzugefügte Callista-Aromahopfen,
durch den Radeberger Alkoholfrei
eine fruchtig frische Note
erhalte. Und eine weitere Besonderheit
zeichne das neue alkoholfreie
Pilsner aus: Die junge Hopfensorte
werde jetzt neu von Hopfenbauern
im Elbe-Saale-Gebiet eigens für
die Radeberger Exportbierbrauerei
angebaut, die viel Wert darauf
lege, ihre ausgesuchten Rohstoffe
zunehmend aus der Region zu beziehen.
Authentischer Biergeschmack sei
Liebhabern von alkoholfreiem Bier
sehr wichtig. Um diesen zu erreichen,
haben sich die Brauer
um Udo Schiedermair nicht nur
für das Verfahren der besonders
schonenden thermischen Entalkoholisierung
entschieden, sondern
auch gegen eine 0,0 %vol. Variante,
heißt es weiter. Denn selbst die geringen
Alkoholspuren in Radeberger
Alkoholfrei würden zum typischen
Pilsner-Geschmackserlebnis beitragen.
Für die Brauerei ist Radeberger
Alkoholfrei auch eine Investition
in die Zukunft – und den Standort
in der Bierstadt Radeberg. Insgesamt
investiere die Radeberger Exportbierbrauerei
für das neue Produkt
und die dafür neu installierte
Entalkoholisierungsanlage einen
siebenstelligen Betrag. „Nachdem
wir 150 Jahre nur eine Sorte gebraut
haben, ist die Entscheidung,
Radeberger Alkoholfrei aus der
Taufe zu heben, ein bedeutender
Meilenstein in der Geschichte der
Radeberger Exportbierbrauerei.
Der Markt für alkoholfreie Biere
wuchs in den vergangenen Jahren
kräftig und legt weiter zu, was bedeutet,
dass wir mit diesem Schritt
an der weiteren positiven Entwicklung
des Segments partizipieren
können und uns zukunftsfest aufstellen“,
erklärt Olaf Plaumann,
Geschäftsführer der Radeberger
Exportbierbrauerei. Der Verkauf
startete zunächst im Kernmarkt
im Osten Deutschlands, bis Ostern
soll das Produkt in ganz Deutschland
erhältlich sein. Damit sei es
zur Markteinführung im 1. Quartal
2022 flächendeckend erhältlich,
heißt es.
Jürgen Nordmann