rung, dem eigentlichen Funktionsanstrich,
also dem Dämmschichtbildner, und einem
nach Wunsch getönten Überzugslack/Deckanstrich.
Wird eine systemfremde Grundierung
eingesetzt, muss ihre Verträglichkeit
mit den Systemkomponenten nachgewiesen
sein.
Dämmschichtbildner
Die Brandschutzwirkung dieser Spezialfarben
zeigt sich schon bei Temperaturen ab
200 °C. In einem durch die Hitze ausgelösten
chemischen Prozess bilden sich die
Beschichtungen zu einem stabilen Kohlenstoffschaum
um. Daher werden sie auch als
Dämmschichtbildner bezeichnet. Die entstandene
Schaumschicht hat einen gegen
Wärme isolierenden Effekt und schützt so
die darunter liegenden Materialien für einen
in den Produktzulassungen definierten Zeitraum.
In dieser Zeit können im Brandfall
Menschen und materielle Werte aus dem
Gebäude gerettet werden.
Stahl gerät zwar nicht in Brand, verliert
aber bei Kerntemperaturen ab 500 °C seine
konstruktive Tragfestigkeit. Stahlprofile
können daher ohne zusätzliche Brandschutzmaßnahmen
nicht die Anforderungen einer
Brandschutzklasse erfüllen.
Stahlprofile sind normierte Bauteile mit einem
sogenannten Profilbeiwert. Dieser errechnet
sich, indem der Umfang des Profils
(U) durch den Querschnittswert (A) des Profils
dividiert wird. Nach diesem U/A-Wert
richtet sich die Auftragsmenge der Brandschutzbeschichtung.
Massive Stahlprofile benötigen
verständlicherweise eine geringere
Schichtdicke als filigranere Konstruktionen,
um die im Brandschutzkonzept geforderte
Feuerwiderstandsklasse zu erreichen. Die
Feuerwiderstandsklassen R30, R60, R90 und
R120 bezeichnen die Zeitspanne in Minuten,
während der die beschichtete Stahlkonstruktion
im Brandfall ihre Tragfähigkeit behält.
Stahlbrandschutzbeschichtungen sind für
offene und geschlossene Profile als Träger,
Stützen, Druckglieder und Zugprofile erhältlich,
ebenso als ein- oder zweikomponentige
Systeme (1K/2K) für die Innen- und
Außenanwendung. Bei Stahlkonstruktionen
im Außenbereich empfehlen sich 2KBrandschutzsysteme.
Diese werden in der
Werkstatt appliziert und sind schon nach 24
Stunden Trocknungszeit gegen mechanische
Belastungen und Witterungseinflüsse bestens
geschützt. So können die beschichteten
Stahlelemente bereits im Außenbereich gelagert
und/oder zeitsparend direkt zum Einsatzort
transportiert und montiert werden.
Für sensible Innenräume, insbesondere bei
Umbau- oder Sanierungsmaßnahmen im Bestand,
etwa in öffentlichen Gebäuden, Schulen
oder Krankenhäusern, gibt es Brandschutzbeschichtungssysteme
auf dem Markt,
deren Komponenten (Grundierung, Dämmschichtbildner
und Überzugslack) alle auf
Wasser basieren. Somit kann eine Beschichtung
auch problemlos vor Ort erfolgen.
Sonderfall Holz
Holzbauteile sind nicht normiert. Es gibt
sie in so unübersehbar vielen Ausformungen,
dass eine Normeinteilung und damit
Gut zu wissen
Stahlbrandschutzbeschichtungen sind
wartungsfrei und haben eine lange Nutzungsdauer
von bis zu 25 Jahren im
trockenen Innenbereich (Z2). Dennoch
muss die Unversehrtheit der Brandschutzbeschichtungen
in regelmäßigen
Abständen durch eine Sichtkontrolle,
geregelt über die aBG, überprüft
werden. Denn nur eine intakte Oberfläche
des Brandschutzsystems stellt
die Brandschutzwirkung im Falle eines
Brandes sicher!
Wichtig: Eine Ausbesserung oder ein
Folgeanstrich mit einem systemfremden
Produkt gefährdet die Brandschutzwirkung!
Daher ist es wichtig,
nach Abschluss der Beschichtungsarbeiten
ein Kennzeichnungsschild
des Herstellers anzubringen,
das eine genaue
Identifikation ermöglicht.
auch standardisierte Brandversuche nicht
möglich sind. Holzbauteile sind daher hinsichtlich
ihres Brandverhaltens nicht klassifiziert
und es kann deshalb in diesem Zusammenhang
auch nicht von Feuerwiderstandsklassen
gesprochen werden. Durch
die Beschichtung mit Brandschutzfarben
werden Holzbauteile allerdings von der
Baustoffklasse normal entflammbar (B2)
in die Klasse schwer entflammbar (B1) aufgewertet.
Aufgrund der jeweiligen Massivität
können Holzkonstruktionen im Brandfall
jedoch durchaus ihre Tragfähigkeit über
30 Minuten erhalten.
Auch für Holzwerkstoffe bestehen Brandschutzbeschichtungen
in einem System aus
Dämmschichtbildner und Überzugslack, der
in jedem RAL- oder NSC-Farbton bzw. nach
individuellem Farbmuster geliefert werden
kann. Um die Haftung des Systemaufbaus
zu optimieren, kann ein Holzgrund eingesetzt
werden.
www.rudolf-hensel.de
Till Waterstradt
Leitung Vertrieb,
Rudolf Hensel
Lack- und Farbenfabrik
Aufbau einer
Stahlbrandschutzbeschichtung
(Bilder: Rudolf Hensel)
Aufschäumender Dämmschichtbildner
(DSB) im Brandfall
3 2022 MALER UND LACKIERERMEISTER 47
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