Kommentar & Meinung
Wenn Dogmatik der
Pragmatik keine Chance
lässt – ein Beitrag von
Arno Kloep,
Querschießer Unternehmensberatung
„Habecks Klimaschutzziele werden
sich als Angriff auf die Meisterordnung
im SHK-Handwerk erweisen“
Am 11.01.2022 stellte Wirtschafts
und Klimaschutzminister
Robert Habeck seine
Ziele für den Klimaschutz
vor. Eine Säule seiner Ideenwelt
ist eine Forcierung des
Einsatzes von Wärmepumpen.
In seinem Visionspapier,
das man als Eröffnungsbilanz
auf der Homepage
seines Ministeriums herunterladen
kann, plant er
bis 2030 die Installation von
4,1 bis 6,0 Millionen Wärmepumpen
(Seite 28) und will,
dass im Jahr 2045 die Hälfte
des deutschen Wärmebedarfes
durch Wärmepumpen
gedeckt wird (Seite 7), was
dann mindestens 12 Millionen
installierte Wärmepumpen
wären.
Im seinem folgenden Meinungsbeitrag weist Arno Kloep von der Querschießer
Unternehmensberatung genau auf den Punkt hin, der schon seit
Jahren die Branche umtreibt und nun durch politische Entscheidungen
sicher noch mehr Brisanz erhält. Die RAS Redaktion stößt eine intensivere
Diskussion zum Thema Zukunft Fachkräfte in der Haustechnikbranche gerne
mit an – daher, wir freuen uns über weitere Meinungen und Aussagen zu
den Ausführungen von Arno Kloep, aber auch, welche Antworten es geben
könnte – und das aus allen drei Vertriebsstufen: Hersteller – Handel – und
vor allem aus dem Fachhandwerk. (n.klein@krs-redkation.de)
lionen als „inklusive Bestand“,
so bleiben für die nächsten neun
Jahre 2,8 bzw. 4,7 Millionen
Wärmepumpen zu installieren.
Was dann – leicht abgerundet
– ein Neuinstallationsvolumen
von durchschnittlich 300.000
bzw. 500.000 Wärmepumpen
pro Jahr bedeutet.
Was schafft die Branche?
Das Gesamtinstallationsvolumen
im deutschen SHK-Handwerk
dürfte für das Jahr 2021 bei maximal
900.000 Heizungsanlagen
liegen (Quelle BDH / eigene
Marktforschung). 20% davon
werden vermutlich Wärmepumpen
gewesen sein, also so um
die 180.000 Maschinen. Damit
Minister Habecks Vision für 2030
Realität wird, müsste sich der Absatz
von Wärmepumpen im unteren
Szenario sofort um 66% steigern.
Im oberen Szenario wäre
fast eine Verdreifachung der aktuellen
Absatzzahlen notwendig.
Die Ziele für das Jahr 2045 sind in
absoluten Zahlen ähnlich ambitioniert,
in den Steigerungsraten
Dieser Zahlenkorridor, der sich
erst einmal wie das Ausschütten
des Füllhorns über dem Heizungshandwerk
liest, wird sich
als Frontalangriff auf die Meisterordnung
erweisen.
Was ist im Bestand?
In Deutschlands Kellern und Etagen
bullern ca. 21 Millionen Kessel
aller Art und auf Deutschlands
Dächern schwitzen ca. 2,5 Millionen
thermische Solaranlagen
(Quelle BDH). Wir sind großzügig
und runden auf, das Land hat 24
Millionen Heizungsanlagen. Im
Moment sind von den 24 Millionen
Heizungsanlagen ca. 1,3
Millionen schon Wärmepumpen
(Quelle BDH / eigene Marktforschung),
ca. 12 Millionen Wärmerzeuger
sind Heizwertgeräte, ca.
8 Million sind Brennwertgeräte,
jeweils Gas oder Öl, den Rest bestreiten
Biomasse- und solarthermische
Anlagen.
Gönnen wir Minister Habeck einen
kleinen Taschenspielertrick
und erklären das geplante Installationsziel
von 4,1 bzw. 6,0 Miljedoch
flacher. Je nach Szenario
werden wir ab 2030 zwischen
400.000 und 530.000 neu installierte
Wärmepumpen jährlich
benötigen. Die nicht unerhebliche
Nebenbedingung dieser Zahlen
ist die Annahme, dass alle zu
installierenden Wärmepumpen,
jeweils im Einzelfall, immer die
energetisch sinnvollste Lösung
sind. Das zu diskutieren, füllt
dann noch einmal ein ganzes
Heft.
Muss ja nicht alles sofort
kommen!
Vermutlich wird man dieser einfachen
Durchschnittsrechnung
vorwerfen, dass sie der Dynamik
des „Hochlaufens der Wärmepumpe“
(Wortwahl des Ministeriums)
nicht gerecht wird. Der
geplante Technologiewandel soll
und kann ja nicht abrupt kommen,
sondern soll sich bis 2030
mit steigenden Wachstumszahlen
entwickeln. Das könnte
sich später für Minister Habeck
als fatale Selbstbindung für die
Visionserreichung erweisen,
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