Maler Direkt
einem Lehrer und einer kleinen Gruppe dualer
Studenten den Stoff quasi im Crashkurs
durchzupauken.
Maler Direkt: Ist das nicht anstrengend,
wenn man neben der Arbeit das Studium bewältigen
muss?
Kuhn: Also im ersten Semester ist es natürlich
so, wenn die ersten Einführungsveranstaltungen
stattfinden, dass man sich sagen
muss: „Nein, da gehe ich jetzt doch nicht hin,
ich muss morgen wieder um 5 Uhr aufstehen.“
Das eigentliche Pensum des Studiums
in den ersten vier Semestern ist eigentlich
gut machbar, weil man eben nicht so viele
Fächer hat. Ich bin meinem Betrieb auch sehr
dankbar, dass ich in der vorlesungsfreien Zeit
ein paar Tage die Gelegenheit hatte, mich
für die anstehenden Prüfungen an der Fachhochschule
vorzubereiten. Es macht wirklich
sehr viel Spaß. Die Abwechslung zwischen
Theorie und der praktischen Arbeit auf der
Baustelle ist wirklich toll. Kurz vor der Zwischen
bzw. Gesellenprüfung ist es natürlich
stressiger. Hierfür muss man sich einfach auf
den Hosenboden setzen und lernen. Ansonsten
geht das relativ gut.
Maler Direkt: Inwiefern interagiert das Studium
Bauingenieurswesen mit der Ausbildung
zum Maler und Lackierer?
Kuhn: Zuallererst muss man sagen, dass das
Studium, wie es hier an der Fachhochschule
stattfindet, ohnehin praxisorientierter ist als
an einer Technischen Universität. Natürlich
ist es für einen Ingenieur wichtig zu wissen,
wie eine Baustelle funktioniert: Woran muss
man denken, auch hinführend zur Bauleitung?
Wie hängt alles miteinander zusammen?
Wie funktioniert was? Durch meine
Ausbildung konnte ich diesbezüglich bereits
einige Erfahrungen sammeln. Ein weiterer
Vorteil der Praxiserfahrungen ist, dass man
den im Studium beinhalteten Stoff teils viel
besser versteht und ein größeres Verständnis
für div. theoretisch besprochenen Abläufe
hat.
Maler Direkt: Würdest du das Studium weiterempfehlen?
Kuhn: Ja klar, sonst hätte ich das Studium
schon längst abgebrochen. Ich finde das
Konzept sehr spannend. Vor allem, weil es
nicht das klassische Modell des Dualen Studiums,
drei Monate Studium, drei Monate
Arbeit, ist, sondern sich unter der Woche etwas
verteilt. Das bricht das Ganze nochmal
auf und sorgt für Abwechslung. Der Wechsel
von Baustelle und Studium ist teilweise
schon hart – besonders an das frühe Aufstehen
muss man sich gewöhnen. Auf der Baustelle
ist man körperlich aktiv, während man
im Hörsaal „nur“ sitzt und lernt. Auch das
ist eine Umstellung, an die man sich erstmal
gewöhnen muss. Aber dafür ist es sehr abwechslungsreich.
Ansonsten finde ich, dass
das Duale Studium einem sehr viel bringt.
Schon deswegen, weil man Dinge praktisch
sieht. So kann man das ein oder andere aus
dem Studium direkt auf der Baustelle anwenden
oder nochmal nachvollziehen.
Maler Direkt: Weißt du schon, was du nach
dem Bachelor machen möchtest? Hast du dir
da schon Gedanken gemacht?
Kuhn: Anfangs wollte ich in die Statik – also
in die konstruktive Richtung – gehen. Inzwischen
bin ich aber eher Richtung Bauleitung
unterwegs. Ich habe unser Handwerk schätzen
und lieben gelernt und möchte auch gerne
in dem Bereich bleiben. Ich kann mir auch
nicht vorstellen, den ganzen Tag nur am PC
zu sitzen. Ich brauche den Bezug zur Baustelle.
Das ist mir einfach für meine spätere
Arbeit wichtig.
Maler Direkt: Jacqueline, vielen Dank für
das Gespräch.
Redaktioneller Hinweis:
Weitere Informationen zum Dualen
Studium, das für alle Maler- und
Lackierinnungen offensteht, finden
Interessenten unter folgendem Link:
https://www.duales-studium-maler.de/
40 MALER UND LACKIERERMEISTER 3 2022
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