müssen – wirklich zu internalisieren,
soll bei der Besteuerung bei den Herstellfirmen
selbst angesetzt werden.
Würde die Verarbeitung von Neuware
aus sogenanntem Virgin Plastic direkt
beim Herstellenden besteuert, wäre die
Verarbeitung von recyceltem Kunststoff
in der Breite wettbewerbsfähiger.
So ist aber Neuware von der Energiesteuer
befreit.
Rund 400 Millionen Tonnen Kunststoff
werden jährlich produziert. 90
Prozent davon aus erdöl-basierter
Neuware. Recycelter Kunststoff ist 20
Prozent bis 30 Prozent teurer als neuer
Kunststoff. Das hat auch, aber nicht
nur, mit der steuerfreien Verarbeitung
von Virgin Plastic zu tun. Ferner funktioniert
der Markt für Rezyklate nicht
in Gänze. Es gibt auf dem Markt für
sogenannte „Downcycling“-Rezyklate
schließlich ein großes Angebot. Diese
Rezyklate für die Herstellung von Blumentöpfen,
Parkbänken oder Kunstrasen
werden kaum nachgefragt, weil
der ohnehin niedrige Erdölpreis durch
die Corona-Pandemie gesunken ist.
Das macht Neuware noch günstiger.
Bei 50 genannten „Upcycling“- oder
„Closed-Loop-Rezyklaten“ für hochwertige
Anwendungen wie Kosmetikverpackungen,
Automobilteile oder
den Bausektor ist die Nachfrage groß.
Beklagt werden allerdings die fehlende
Qualität und Mengen bei geeigneten
Rezyklaten.
Mit Kunststoffrecycling wurde vor
etwa 30 Jahren begonnen. Erfasst werden
insgesamt nur 50 Prozent der Materialien,
die im dualen System gesammelt
werden. Es mangelt bis heute an
der Infrastruktur des Recyclingverfahrens
und der Qualität der Ursprungsprodukte,
die sich für die Rezyklate als
ein Problem darstellt.
Damit die neuen EU-Richtlinien wenigstens
einen Teil der durch sie gewünschten
Wirkung entfalten, müssten
– neben der Aufhebung der Befreiung
der Neuware von der Energiesteuer
– die Einnahmen aus der Plastiksteuer
in Forschung und Entwicklung eines
funktionierenden Recyclingsystems
Die Kreislaufwirtschaft stellt ein alternatives,
nachhaltigeres Modell zur traditionellen
linearen Wirtschaft dar.
für alle Kunststoffe sowie in die Herstellung
alternativer Kunststoffe, die
bereits für KreisIauffähigkeit bestimmt
sind, investiert werden.
Auf dem Weg zur
Kreislaufwirtschaft
Kunststoffe sind langlebige Wertstoffe.
Diese werden meist für kurzlebige Produkte
eingesetzt. Kunststoff wird in allen
Branchen benutzt. Ihn einfach zu
vermeiden ist nicht realistisch oder effektiv.
Deshalb sollte die Politik andere
Anreize schaffen, als sie es durch die
Plastiksteuer versucht. Lineare Stoffströme
dürfen sich finanziell schlicht
nicht mehr lohnen. Dafür müssen
Produkte ihren tatsächlichen Preis
widerspiegeln. Ferner werden effektivere
Rücknahme- und Recyclingsysteme
benötigt.
Damit die neuen EU-Richtlinien einen
Teil der durch sie gewünschten Wirkung
entfalten, müssten – neben der
Aufhebung der Befreiung der Neuware
von der Energiesteuer – die Einnahmen
aus der Plastiksteuer in Forschung und
Entwicklung eines funktionierenden
Recyclingsystems für alle Kunststoffe
sowie in die Herstellung alternativer
Kunststoffe, die bereits für Kreislauffähigkeit
bestimmt sind, investiert
werden. Kurzum: Es geht darum, von
der Wegwerfgesellschaft zur Kreislaufwirtschaft
zu kommen. Die Kreislaufwirtschaft
stellt ein alternatives, nachhaltigeres
Modell zur traditionellen
linearen Wirtschaft dar. Ein lineares
Modell folgt dem Weg des Herstellens,
Nutzens und Entsorgens. In der Kreislaufwirtschaft
hingegen nutzen wir
die Ressourcen so lange wie möglich
weiter und ziehen während der Nutzungszeit
den höchstmöglichen Wert
aus ihnen. Danach gewinnen wir die
Produkte bzw. das Material am Ende
ihrer Nutzungszeit zurück. Im Ergebnis
bietet die Kreislaufwirtschaft auch eine
Möglichkeit, Europas Wettbewerbsfähigkeit
und Ressourceneffizienz zu
verbessern.
Ihre einzigartigen Eigenschaften geben
den Kunststoffen die Möglichkeit,
eine größere Rolle auf dem Weg zu einer
nachhaltigeren und ressourceneffizienteren
Zukunft zu spielen. Leichtgewichtige,
vielseitige und beständige
Kunststoffe können helfen, wichtige
Ressourcen wie Energie und Wasser in
strategischen Sektoren zu schonen wie
Verpackung, Bauen und Wohnen, Automobil
und erneuerbare Energien, um
nur einige zu nennen. Darüber hinaus
kann die Anwendung von Kunststoffen
in der Verpackungsbranche helfen,
Nahrungsmittelabfälle zu reduzieren.
Um jedoch die Kreislauffähigkeit von
Kunststoffen zu steigern, ist es von
grundlegender Bedeutung, sicherzustellen,
dass mehr und mehr Kunststoffabfälle
rückgewonnen werden.
Kreislaufwirtschaft ist und muss mehr
sein als Recycling. Nachhaltigkeit und
Kreislaufwirtschaft sind in vielen Industrien
und auch in der Getränkeindustrie
von wachsender Bedeutung
und rücken im Zuge des Green Deals
immer weiter in den Fokus von Gesellschaft
und Politik. Das gilt auch für
Getränkeverpackungen. Im Rahmen
der europäischen Politik zur Nachhaltigkeit
und zum Klimaschutz steht die
Recyclingfähigkeit im Fokus.
Vormals schaute man nur auf die
Gewichtsreduzierung und den CO2-
Fußabdruck. Das ist ein Paradigmenwechsel
in der europäischen Verpackungspolitik:
Es geht darum, Verpackungsmaterialien,
z. B. Getränkeverpackungen,
so lange wie möglich im
Kreislauf zu halten. Die starre Fokussierung
auf den Ressourcenverbrauch
34 GETRÄNKEINDUSTRIE · 8/2021