Im Rahmen der Eröffnung sprachen wir mit
Alix Reichenecker, Kreislaufmanagerin bei PolyStyreneLoop
MALER: Frau Reichenecker, was macht das
Projekt PSLoop eigentlich so einzigartig?
Alix Reichenecker: Da fallen mir gleich drei
Gründe ein. Zum einen ist es sicherlich die
Art, wie wir zusammenarbeiten. PSLoop ist
nicht einfach ein Unternehmen, sondern wir
sind eine Kooperative mit über 70 Mitgliedern,
die stetig weiterwächst. Unser gesamtes
Geschäftsmodell basiert darauf, dass nur
Mitglieder der Kooperative unsere Dienste
nutzen können. Das bedeutet, nur Mitglieder
können uns Alt-Material liefern und auch
nur Mitglieder erhalten recyceltes Polystyrol
für ihre Produktion. Das sichert den Absatz
und setzt gleichzeitig einen Anreiz, der Kooperative
beizutreten. Unser Ziel ist es, bei
dem wichtigen Thema Recycling nicht als
gewinnorientierte Einzelgänger nebeneinander
her zu arbeiten, sondern gemeinsam
einen Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu finden.
Zum anderen liegt das aber bestimmt auch
an der großen Bedeutung, die unsere Arbeit
für das Recycling von Polymeren hat. Derzeit
konzentrieren wir uns auf EPS. Doch darüber
hinaus könnte sich unser Modell auch
auf andere Polymere übertragen lassen, die
derzeit noch nicht recycelbar sind.
Und schließlich ist es der gesamte Prozess
des Recyclings, der PSLoop einzigartig
macht.
MALER: Können Sie den Prozess etwas skizzieren?
Reichenecker: Gern. Der erste Teil der Prozesskette
sind unsere Sammelstellen, sogenannte
HUBs. Das sind Mitglieder aus der
Abbruch- oder Recyclingbranche. Diese sammeln
das EPS von den Baustellen, sortieren
die größten Verunreinigungen aus und kompaktieren
das Material. Auf diese Weise für
die Logistik optimiert, landet es dann bei
uns. Wir schreddern das EPS und lagern es
anschließend in Silos. Erst dann ist es bereit
für das eigentliche „Waschen”. Wir vergleichen
unsere Anlage gerne mit einer Waschmaschine,
die mittels Waschmittel (dem Lösemittel)
den Schmutz (die Reste vom Bau
und das HBCD) herauswäscht, damit man
am Ende das Polystyrol wieder „tragen”,
also für neue Dämmplatten nutzen kann.
Das daraus gewonnene Granulat nennen
wir Loop-PS.
MALER: Wie viele Sammelstellen gibt es denn
bereits und wo sind sie?
Reichenecker: Bis jetzt haben wir drei
Mitglieder in den Niederlanden und drei in
Deutschland. Das hat vor allem historische
Gründe: In diesen beiden Ländern wurde
verhältnismäßig viel mit EPS gebaut, weswegen
hier auch das meiste Material beim
Abbruch anfällt. Der nächste Schritt ist eine
Sammelstelle in Belgien. Andere Länder sollen
folgen. Natürlich hoffen wir, dass mehr
und mehr Abbruchunternehmen unserer Kooperative
beitreten und zu Sammelstellen
werden, da wir nur mit einem sehr dichten
Netz aus HUBs flächendeckend effizient
agieren können.
Einer unserer Partner in Deutschland hat
auch bereits einiges Abbruchmaterial gesammelt.
Nun müssen wir das EPS bei den
Behörden notifizieren – teilweise haben wir
auch bereits damit angefangen –, um den
Transport in die Niederlande zu ermöglichen.
So können wir recht schnell mit dem
Recycling der ersten Chargen beginnen.
MALER: Wie muss man sich nun die nächsten
Wochen vorstellen?
Reichenecker: Zur Eröffnung gab es eine
Podiumsdiskussion zum Thema Recycling
von EPS. In den letzten Wochen wurde die
Anlage Schritt für Schritt in Betrieb genommen;
von der Reinigung bis zu Funktions-
und Sicherheitstests. Ende Juni erhielten wir
das Lösemittel, sodass wir in den ersten zwei
Juliwochen mit dem eigentlichen Recycling
beginnen konnten. Den ersten Output erwarten
wir nun im August. Im Vollbetrieb sollen
dann bis zu 3.300 t pro Jahr recycelt werden.
MALER: Was muss passieren, damit sich das
Konzept großflächig durchsetzen kann?
Reichenecker: Der Politik kommt hier eine
wichtige Rolle zu. Beispielsweise beim Thema
Notifizierung sind wir auf die Behörden
angewiesen. Gleichzeitig sollte der Staat bei
Alix Reichenecker, Kreislaufmanagerin
bei PolyStyreneLoop, mit dem „Blue Tulip
Award“, den das Projekt „PolyStyreneLoop“
im Jahr 2020 in der Kategorie „Klima“
erhalten hat.
lokalen Sanierungsprojekten seine Vorbildfunktion
wahrnehmen und Alt-EPS recyceln
sowie beim Neubau auf Loop-PS zurückgreifen.
Dennoch hoffen wir, dass die Anlage
in Terneuzen nur der Anfang ist. Wir sind
bereits in Gesprächen für eine zweite Anlage
mit einer jährlichen Kapazität von bis
zu 12.000 t.
MALER: Könnte das Projekt PSLoop ein Vorbild
sein?
Reichenecker: Das ist natürlich die große
Hoffnung, dass wir auf andere inspirierend
wirken. Es gibt viele Produkte, die bisher
noch nicht optimal recycelt werden können.
Vielleicht ist es auch da an der Zeit, dass sich
beteiligte Unternehmen zusammenschließen,
um gemeinsam eine Lösung zu finden.
MALER: Besten Dank für das Gespräch, Frau
Reichenecker.
14 MALER UND LACKIERERMEISTER 8 2021