Verbände nehmen Sprudler unter die Lupe:
Ökovorteile und Spareffekte zweifelhaft und
unbelegt
Sprudelgeräte liefern kein Mineralwasser, schonen nur in bestimmten
Fällen den Geldbeutel und können ihren Umweltvorteil nicht klar belegen.
Zu diesem Schluss kommen der Verband Pro Mehrweg, der Bundesverband
des Deutschen Getränkefachgroßhandels (BV GFGH) und
der Verband des Deutschen Getränke-Einzelhandels (VDGE), die die
Argumente untersucht haben, mit denen die Geräte empfohlen werden.
So ist etwa die Vorstellung weit verbreitet, die Geräte würden einen
Ersatz für natürliches Mineralwasser bieten und seien eine umweltfreundliche
Alternative. Dem stellt Günther Guder, Geschäftsführender
Vorstand von Pro Mehrweg e.V., das Fazit der Analyse entgegen: „Wer
Wert auf das Naturprodukt Mineralwasser und auf nachhaltig produzierte
Erfrischungsgetränke legt, greift am besten zu regional abgefüllten
Produkten in Mehrwegflaschen.“
Es seien drei Mythen, die den „Hype“ um Sprudelgeräte anheizen würden.
Mythos eins sei, dass Sprudelgeräte Mineralwasser liefern würden.
Sprudler können jedoch lediglich Leitungswasser aufsprudeln.
Leitungswasser ist jedoch ein technisches Produkt, das aufbereitet
werden muss, um einwandfrei in die Haushalte zu gelangen, um dort
unbedenklich konsumiert werden zu können. Hierzu seien, so Guder,
in der deutschen Trinkwasserverordnung mehr als 100 Inhaltsstoffe
zugelassen. Zusätzlich lauerten Gefahren in den Hausleitungen und
bei den Füllbehältern der Geräte. Wenn diese nicht einwandfrei gewartet
bzw. gereinigt seien, könne hier einwandfreies Leitungswasser
mit Keimen belastet werden. Natürliches Mineralwasser sei hingegen
ein Naturprodukt, das unverändert an der Quelle in Flaschen abgefüllt
werde, um so in der ursprünglichen, natürlichen Qualität zum Verbraucher
zu gelangen.
Mythos zwei laute, dass das Wasser aus Sprudelgeräten umweltfreundlicher
sei als der Konsum von Mineralwasser aus Flaschen. Hierfür fehlten
jedoch nach Einschätzung der Verbände bislang klare Belege für
den deutschen Markt. Häufig sei das Argument anzutreffen, dass sich
mit Sprudlern der Gebrauch von Einwegflaschen einsparen ließen. „Das
können Verbraucherinnen und Verbraucher einfacher haben, indem sie
zu Mehrwegflaschen greifen“, erläutert Dirk Reinsberg, geschäftsführender
Vorstand des BV GFGH.
Kritisch sieht Andreas Vogel, Vorstand des VDGE, auch die neuerdings
auf den Markt kommenden Sirupe zur Herstellung von Erfrischungsgetränken.
„Ganz abgesehen von der Qualitätsfrage entsteht hier außerdem
Mineral- und Heilwasser: Solide Absatzentwicklung
trotz Coronakrise
Der Absatz von natürlichem Mineralwasser und Heilwasser der im Verband Deutscher
Mineralbrunnen (VDM) organisierten Unternehmen lag im Jahr 2020 bei rund
10 Mrd. Litern. Einschließlich Mineralbrunnen-Erfrischungsgetränken seien insgesamt
13,1 Mrd. Liter abgesetzt worden. Dies gehe aus den finalen Branchendaten hervor,
die der VDM gerade veröffentlicht hat.
Der Absatz von Mineral- und Heilwasser sei nach Berechnungen des VDM im Jahr
2020 um 5,1 Prozent zurückgegangen. „Trotz der Coronakrise können wir für Mineral
und Heilwasser eine solide Absatzentwicklung im Jahr 2020 verzeichnen. Mit einem
Pro-Kopf-Verbrauch von 131,9 Litern ist das Naturprodukt Mineralwasser nach
wie vor das beliebteste Kaltgetränk in Deutschland“, kommentiert VDM-Geschäftsführer
Udo Kremer.
Weitere Informationen unter: www.vdm-bonn.de
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eine neue Kategorie Verpackungsmüll, der nicht einmal in den
Verwertungskreislauf gängiger Getränkeverpackungen integriert ist.“
Mythos Nummer drei laute, dass die Sprudelgeräte den Geldbeutel
schonen würden. Modellrechnungen der Verbände zeigen jedoch, dass
gerade die gängigsten Geräte beim Verbrauch im Vergleich zu günstigen
Mineralwässern keinen Vorteil bieten. Werde der Anschaffungspreis
für ein Sprudelgerät hinzugerechnet, könne der Preis pro Liter bei dem
eines gängigen Markenmineralwassers liegen.
Guder kommt daher zu dem Fazit „Es ist erstaunlich, wie unkritisch Werbebotschaften
als Wahrheiten übernommen werden. Es gilt jedoch: Mineralwasser
gibt es nicht auf Knopfdruck und umweltfreundlicher Genuss
funktioniert mit den bewährten Mehrwegsystemen.“ Und für die
Verbraucher, die ungern Kästen tragen, hat Guder noch folgenden Tipp:
„Heimdienste für die Getränkelieferung sind in den Strukturen des Getränkefachgroß
und Getränkeeinzelhandels seit Jahrzehnten etabliert.
Sie erfreuen sich zur Zeit wieder mit vielen Angeboten für eine Lieferung
direkt ins Haus oder Büro wachsender Beliebtheit. Wird so beim
Handel vor Ort bestellt, stärkt das zusätzlich die regionalen Strukturen
der deutschen Getränkewirtschaft.“
Weitere Informationen unter: www.promehrweg.de
Spirituosenmarkt 2020: leicht rückläufiger
Pro-Kopf-Konsum
Die Corona-Krise ging auch am deutschen Spirituosenmarkt nicht spurlos
vorbei. Der Pro-Kopf-Konsum von Spirituosen lag 2020 mit 5,2 Litern
um 1,9 Prozent unter dem Vorjahreswert. Auf dem deutschen Markt
wurden rund 692 Mio. Flaschen à 0,7 Liter (nach vorläufigen Angaben
des Statistischen Bundesamtes) angeboten. Während der Spirituosenabsatz
im Lebensmittel-Einzelhandel mit einem mengenmäßigen Plus
von 6,6 Prozent laut „Marktforschung Information Resources“ zulegte,
konnten die Umsatzeinbußen des Außer-Haus-Konsums insbesondere
in den Bereichen Gastronomie, Duty-Free, Events und Tourismus
(jahresdurchschnittliche Distribution: rund 20 Prozent) nicht gänzlich
kompensiert werden. Die Absatzrückgänge stehen einem stabilen Gesamtumsatz
gegenüber. Dies lässt auf einen wachsenden Premiummarkt
mit zunehmendem Genuss von hochwertigen Spirituosen schließen.
Nach Analysen der Marktforschung Information Resources GmbH stieg
der Absatz an Spirituosen im LEH (inklusive Aldi/Lidl/Norma) 2020 um
35,7 Millionen Flaschen bzw. um 6,6 Prozent auf rund 574 Millionen
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