16 · GETRÄNKEINDUSTRIE 4/2021
gehen hat sich inzwischen
die deutlich flexiblere
„agile Projektmethodik“
durchgesetzt. Agilität
bedeutet dabei nicht, dass
nicht gründlich geplant wird, sondern,
dass lange komplexe Projektphasen
durch überschaubare, iterative
und praxisorientierte Bearbeitungszyklen
ersetzt werden. Nachdem die IST-Prozesse
analysiert, bewertet und die Sollprozesse
definiert sind, werden die Arbeitspakete
gemeinsam abgestimmt,
zum Beispiel der „Einkaufs-Beschaffungs
Prozess“ oder der „QS-Prozess
nach Wareneingang“. Nun erfolgt die
Prozess-Abbildung durch die Software.
Bestehende Stammdaten werden in einem
ersten Schritt über verschiedene
Datenaustauschformate und Schnittstellen
in das System überführt und es entsteht
bereits nach 2-3 Wochen ein ers-
Branchenlösung deckt auch
Spezifika ab
Noch ein Wort zur Software – denn sie trägt
erfahrungsgemäß etwa zur Hälfte zum Erfolg
eines Gesamtprojektes bei. Die Anforderungen
an unterstützende Technologie
ergeben sich durch das Zielszenario,
das umgesetzt werden soll. Häufig trifft
man bei Unternehmen auf eine historisch
gewachsene Silo-Systemlandschaft. Anwendungen
unterstützen Abläufe isoliert
und decken nicht die komplette Prozesskette
ab. Dies führt zu deutlich höheren
Fehleranfälligkeiten und Mehrfachaufwänden.
Wenn Digitalisierung gelingen soll,
ist jedoch eine ganzheitliche Betrachtung
der kompletten „End-to-End-Kette“ nötig.
Empfehlenswert ist ein modulweise aufgebautes
zukunftsfähiges Gesamtsystem,
das alle kaufmännischen Prozesse vom
telefonischen Vorverkauf über die Materialwirtschaft,
Fakturierung, Dispo und Auslieferung
bis zur G&V-Bilanz auf Basis einer
einheitlichen Datenhaltung unterstützt.
Darüber hinaus adressiert eine „ideale“ Lösung
im Standard auch die spezifischen
Anforderungen der Getränkewirtschaft,
also Themen wie Rückverfolgbarkeit, Biersteuer,
Leergutmanagement, Fest-Verwaltung
etc. Wichtig ist ebenfalls eine grafische
ergonomische Oberfläche, ausgefeilte
Dashboard- und Reporting-Funk-
Unternehmensstrategie und
Informationstechnologie
wachsen zusammen. Daher
ist ein ERP-Projekt immer
ein Unternehmensprojekt
– und muss von der
Geschäftsführung ohne
Wenn und Aber unterstützt
werden.
tionen, die Unterstützung
mobiler
Anwendungen und die vollständige
Integration
der Office-Produkte, um z. B. Listen,
Auswertungen oder E-Mails rasch und
komfortabel erstellen zu können. Lösungen
wie z. B. Integra sind etabliert und
bieten mit ihren an den Prozessen orientierten
Funktionen eine ganzheitliche Sicht
auf Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter.
Agil vorgehen – Zusammenarbeit
über Teams & Co.
Im Gegensatz zum klassischen, nach definierten
Phasen ablaufenden Projektvor-
Projektsteckbrief Rhodius Mineralquellen
Viele Preise, Medaillen und Zertifikate spiegeln das ausgeprägte
Qualitätsbewusstsein des Traditionsunternehmens Rhodius
Mineralquellen. Nicht zuletzt deswegen war es den Verantwortlichen
wichtig, im Zuge der digitalen Transformation für alle Stufen
der Wertschöpfung in eine moderne integrierte Software zu
investieren. Die Entscheidung zugunsten der ERP-Branchenlösung
Integra fiel nicht zuletzt aufgrund der auf die Belange
der Getränkeindustrie zugeschnittenen speziellen Funktionen,
z. B. zur Rückverfolgbarkeit von Zutaten und Chargen als elementare
Qualitätsanforderung in der Produktion.
Herausfordernd gestaltete es sich vor allem, nach der Aufnahme
der Istprozesse eine konkrete Vorstellung der Sollprozesse
zu entwickeln und diese mit Blick auf eine realistische technische
Umsetzung exakt zu definieren. Danach wurden die vielfältigen
Daten für den Testmandanten aufbereitet, eingespielt
und getestet. Mit dem jeweiligen Feedback konnten in einem
weiteren Schritt die Daten für den Echtmandanten vorbereitet
werden. Die größte Herausforderung bei der Umsetzung war es
dabei, die komplette Lagerwirtschaft und Produktion NVE-geführt
zu realisieren. Nach der sukzessiven Eliminierung von Fehlern,
einem finalen Testlauf und Anwenderschulungen konnte
das System für die Bereiche Vertrieb, Lager, Einkauf und Produktion
plangemäß nach 10 Monaten live geschaltet werden.
Die komplette Projektorganisation wurde mittels eines Share-
Point-Portals abgewickelt. Darin wurden alle Termine, Aufgaben
und Dokumente zentral verwaltet und seitens der Projektleitung
überwacht. Zur Motivation und Kommunikation fanden neben
den „offiziellen“ Projektsitzungen auch regelmäßige Teambuilding
Maßnahmen statt.
Rhodius wickelt heute alle wesentlichen Prozesse der Supply
Chain digital und damit sehr effizient ab. So haben sich beispielsweise
die Aufwände für Monats- und Jahresabschlüsse
um 40 % reduziert, 60 % der Gemeinkosten werden genauer
verteilt und die Analyse der Abweichkosten durch Bruch, Bestandsdifferenzen
oder Mehrverbrauch ist um 80 % exakter als
vorher. Des Weiteren konnten die Leistungskennzahlen für die
Produktionsanlagen deutlich verfeinert werden. Ein wichtiger
Aspekt ist zudem, dass die Verantwortlichen heute in der Lage
sind, eine schnelle Rückverfolgung zu gewährleisten. Insgesamt
sind die administrativen Aufwände vor allem in den Bereichen
Produktion und Qualitätssicherung signifikant gesunken.
Mehr Informationen unter:
https://www.orga-soft.de/de/case-study-Rhodius-mineralquellen
/case-study-Rhodius-mineralquellen