ane geschwemmt. Durchschnittlich
380 Tonnen Kunststoff treibt der Rhein
jedes Jahr in die Nordsee.
Guter Kunststoff,
schlechtes Plastik
Jährlich werden 400 Millionen Tonnen
Kunststoff produziert. Der Einsatz von
Erstkunststoffen bedeutet dabei den
Einsatz von nützlichem Material in
vielen Bereichen. Doch die Produktion
hat auch eine Kehrseite. Kunststoff
kann zu Umweltproblemen führen
und verschwendet endliche Ressourcen.
Deshalb ist es sinnvoll, den Kunststoffverbrauch
zu minimieren. Das ist
die EU-weite Politik. Doch die totale
Verteufelung von Plastik entspricht einer
ungerechtfertigten Schwarz-Weiß-
Malerei. Die alternative Vorgehensweise
beruht darin, die Einsatzbereiche
von Kunststoffen von Fall zu Fall zu
beurteilen, die kompletten Wertschöpfungsketten
zu durchdenken und die
Stoffströme zu schließen. Damit können
u. a. Ressourcen in kontinuierlichen
Kreisläufen gehalten werden und
dort Kunststoffe vermieden werden, so
sie nicht notwendig sind.
Der politische Ansatz
Die EU-weite Politik ist darauf ausgerichtet,
Plastikmüll langfristig zu
vermeiden. Vor dem Hintergrund diskutiert
die EU seit Jahren, wie mit der
Kunststoffproblematik umgegangen
werden kann. In dem Zusammenhang
wurde auf europäischer Ebene
entschieden, dass seit Januar 2021 jedes
EU-Mitgliedsland eine Abgabe von
€ 0,80 für jedes Kilogramm Plastikmüll,
das nicht recycelt wird, erhebt.
Bis 2025, so sieht es die EU-Richtlinie
vor, sollen die Mitgliedstaaten dann
mindestens 65 Prozent ihrer Verpackungsabfälle
recyceln. Zugleich soll
bei der Herstellung von Getränkeflaschen
der Anteil von Rezyklaten bis
2025 bei 25 Prozent liegen. Allerdings
hat sich der Bundesrat Mitte 2020 gegen
letztere Einsatzquoten ausgesprochen.
Es gäbe ein unzureichendes Angebot
an Rezyklaten, das den notwendigen
Qualitätsanforderungen gerecht würde,
so die Argumentation. In der Tat bestehen
viele Kunststoffprodukte heute
aus Mischmaterialien und beinhalten
schädliche chemische Substanzen, wie
etwa Weichmacher. Beides führt dazu,
dass das Material, wenn überhaupt, nur
mit einem erheblichen Qualitätsverlust
recycelbar ist.
Seit dem 3. Juli 2021 sind unter anderem
Einwegbesteck, Wattestäbchen,
Strohhalme und Rührstäbchen aus
Plastik verboten. Das Verbot soll Produkte
abdecken, die bis zu 70 Prozent
aller Kunststoffabfälle im Meer ausmachen.
Bis 2029 sollen außerdem
90 Prozent der Kunststoffflaschen
getrennt gesammelt werden, um die
Recyclingquote zu erhöhen. Wichtig
ist auch, dass Herstellerfirmen nun
auf einer Vielzahl von Produkten auf
die negativen Auswirkungen von unsachgemäßer
Entsorgung hinweisen
müssen.
Ein erster Schritt?
Mit der neuen EU-Richtlinie sollen zusätzliche
Einnahmen aus den EU-Mitgliedstaaten
an die EU fließen, d. h. sie
soll Eigenmittel erhalten. Es wird mit
jährlich 7 Mrd. Euro gerechnet. Ferner
sollen die Recyclingquoten bei Kunststoffabfällen
erhöht werden. Die Regelung
setzt auf Folgen und nicht bei den
Ursachen im Umgang mit Plastik an.
Die Richtlinie betrifft zunächst nur
Kunststoffverpackungen, also vor allem
Gegenstände des täglichen Bedarfs.
Einer aktuellen Studie des Umweltbundesamtes
zufolge stammt ein
Großteil des Kunststoffes, der langfristig
Recycelter Kunststoff ist 20 % bis 30 %
teurer als neuer Kunststoff. Das hat
auch, aber nicht nur, mit der steuerfreien
Verarbeitung von Virgin Plastic zu tun.
Ferner funktioniert der Markt für Rezyklate
nicht in Gänze. Es gibt auf dem Markt
für sogenannte „Downcycling“-Rezyklate
schließlich ein großes Angebot.
in der Umwelt verbleibt, jedoch aus
ganz anderen Quellen: vorrangig aus
Reifenabrieb, von landwirtschaftlichen
Folien, Baufolien, Spiel- und
Sportgeräten wie Kunstrasenplätzen,
Farben oder Textilien. Dieser Eintrag
in die Umwelt wird durch die Steuer
nicht erfasst. Zudem ist auf EU-Ebene
nicht genau definiert, was recycelbares
Plastik ist. Das lässt den Mitgliedstaaten
großen Spielraum bei eigenen
Definitionen. Letztlich trifft die Steuer
auf nicht-recycelbares Plastik die Mitgliedstaaten.
Um die externen Kosten
für Kunststoffprodukte – also die
Schäden, die durch Produktion und
Produkt selbst an Mensch und Umwelt
entstehen oder zur Bewältigung
dieser Schäden aufgebracht werden
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