KZE UND PASTEURISIERTECHNIK
KZE – Regeln der
Technik zeitgemäß?
Was kann ohne qualifizierte Spezifikation
erwartet werden?
Falls nichts anderes vertraglich festgelegt wurde, gelten weder der Stand der Technik SdT noch die
„billigste noch funktionierende Ausführung“, sondern es gelten gemeinhin die allgemein anerkannten
Regeln der Technik aaRdT als vereinbart. Aber was bedeutet dies in der Praxis? Darf „mehr“, d. h.
nach „höherwertigen Technikfloskeln“ geliefert werden? Sind die aaRdT noch zeitgemäß und für einen
heutigen und zukünftigen Betrieb ausreichend oder sogar empfehlenswert? Nachfolgend werden einige
wichtige Erkenntnisse zur Gestaltung einer Durchlaufpasteurisierung (Kurzzeiterhitzung KZE) aufgeführt
und kurz diskutiert. Viele der real ausgeführten Anlagen wurden „populistisch“ ausgelegt,
d. h. ein hoheprozentualer Wärmerückgewinn wird mit geringstmöglichen Investitionskosten kombiniert,
weil der Lieferant behauptet, das sei der Wunsch des Kunden.
Die heute gültigen aaRdT entsprachen
vor 50 Jahren dem SdT, als z. B. Festbrennstoffheizungen
(„Kohleöfen“) in
der Bundesrepublik durch „moderne“
Ölöfen oder elektrische Nachtspeicherheizungen
ersetzt wurden.
aaRdT zeitgemäß?
Einige Medikamente sind für den Einsatz
am Menschen zugelassen, obwohl
sie wegen ihrer erheblichen Nebenwirkungen
heute niemals eine Zulassung
erlangen würden. Ein Druckgerät aus
Glas ohne Schutzeinrichtungen und
ohne eine entsprechende Überwachung
in Verkehr zu bringen, klingt
abenteuerlich. Es ist zumindest zweifelhaft,
ob man heute (Mehrweg-)
Glasflaschen für CO2-haltige Getränke
zulassen würde, wenn Glas erst heute
erfunden worden wäre. Die Technik
der Getränkepasteurisation basiert auf
sehr alten Erkenntnissen. Sind diese
weiterhin gültig und die technischen
Lösungen noch zeitgemäß? Das zu pasteurisierende
Getränk und die Menge
und Art der Mikroorganismen, die inaktiviert
werden sollen, sind sicherlich
nicht mit den Bedingungen vergleichbar,
als die heute noch gebräuchliche
Pasteurisationsformel entwickelt wurde.
Es gab mehrfach Versuche, die Pasteurisationsformel(
n) zu aktualisieren
oder zu ersetzen. Insbesondere bei sehr
großen Abweichungen von üblichen
Heißhaltezeiten und Pasteurisationseinheiten
werden erhebliche Fehler
wahrscheinlicher. In den nachfolgenden
Betrachtungen wird dies jedoch
ignoriert werden, da praktisch alle in
der Getränkeindustrie installierten
und geplanten KZE in einem Bereich
betrieben und geregelt werden, der
akzeptable Ergebnisse erwarten lässt.
Eine KZE besteht heute üblicherweise
aus den Hauptkomponenten:
• Wärmeübertrager mit drei Abteilungen
(Rekuperation, Erhitzung,
Kühlung),
• Druckerhöhung vor dem Erhitzer,
• (bei hohen Wärmerückgewinnungen)
einem Bypassventil für die Rekuperation
für das Anfahren/Reinigen,
• einem dampfbeheizten Warmwasser
Sekundärkreislauf für den Erhitzer,
• dem Heißhalter,
• einem Stellventil zur Aufrechterhaltung
des CO2-Sättigungsdrucks,
zum Druckabbau und zur Durchflussmengenregelung,
• Messwertaufnehmer für Durchfluss,
Temperatur und Druck,
Abb. 1: Zwei falsche Platten wurden nur
entdeckt, da sie die halbe Rekuperation
blockierten; der Ursprung des schwarzen
Belags ist noch unbekannt.
50 GETRÄNKEINDUSTRIE · 8/2021