MARKTENTWICKLUNG - INTERNATIONAL
Rückgang im Corona-Jahr
Polnischer Alkoholmarkt in der Zeit der Pandemie
Laut dem polnischen Lebensmittelportal „portalspozywczy.pl“ verzeichnete die Wodka-Produktion
im Jahr 2020 einen Rückgang von 7,7 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2019. Der
Rückgang im letzten Jahr ist der stärkste seit sechs Jahren. Damals brach der Markt nach der letzten
Verbrauchssteuererhöhung zusammen.
Im Jahr 2020 sah sich die Spirituosenbranche
mit einer Häufung negativer
Faktoren konfrontiert. Der Ausbruch
von COVID-19 hat alle Wirtschaftszweige
betroffen, auch die Spirituosenindustrie.
Die Beschränkungen
und die Lockdowns, die eingeführt
wurden, um die Ausbreitung der Pandemie
einzudämmen, haben den Einzelhandel
und den HoReCa-Sektor am
härtesten getroffen. Dabei gehören gerade
diese beiden Vertriebswege zu den
natürlichen Partnern von Spirituosen.
Dazu kommt, dass ab Januar 2020 die
Regierung unerwartet eine Erhöhung
der Verbrauchssteuer auf Alkohol eingeführt
hatte. Diesmal war es eine Steigerung
um 10 Prozent. Darüber hinaus,
setzt das Portal fort, wurde ab Anfang
2021 eine Zuckersteuer eingeführt, die
auch für Spirituosen in Kleinpackungen,
die sogenannten „Äffchen“, gilt.
Steigende Alkoholpreise
Das polnische Handelsportal „dlahandlu.
pl“ informiert, dass im Verlauf
des Pandemiejahres der Alkoholpreis
im Handel um fast 40 Prozent gestiegen
sei. Den größten Anstieg um ca. 60
Prozent verzeichneten die Großhändler,
um 10 Prozent die Hypermärkte,
um fast 7 Prozent die Cash & Carry-
Ketten sowie um ca. 2 Prozent die
Convenience-Stores. Die Discounter
hingegen haben die Preise um bis zu
34,5 Prozent gesenkt, die Supermärkte
um etwa 8 Prozent. Das Portal bezieht
sich dabei auf Studien, die die Institute
Hiper-Com Poland und UCE Research
an über 255 Tsd. Alkoholpreisen in Geschäften
durchgeführt haben. Diese
Untersuchungen bezogen sich auf den
Zeitraum vom 1. März 2020 bis zum 28.
Februar 2021 und die entsprechende
Zeit in den Jahren 2019-2020.
Effekte des Lockdowns
Den hohen Preisanstieg beim Großhandel
bringt Bartłomiej Domański von Hiper
Com Poland mit dem Lockdown in
Verbindung, der vor allem den HoReCa-
Markt stark getroffen hatte. Der Verlust
dieses Marktes zwang den Großhandel,
die Alkoholpreise zu erhöhen.
Der Anstieg der Preise bei den Hypermärkten
resultiert sowohl aus einer Erhöhung
der Verbrauchssteuer als auch
aus einer Reduzierung von Verkaufsförderungsmaßnahmen
aufgrund der
schwierigen Situation dieses Handelsformats.
Der geringe Verkehr in den
Einkaufszentren, in denen sich solche
Geschäfte befinden, führte zu einem
deutlichen Umsatzrückgang. In der Zeit
der Pandemie gingen die polnischen
Konsumenten lieber in der Nähe ihres
Wohnorts einkaufen, wo es gleichzeitig
eine große Produktauswahl gibt. In dieser
Hinsicht verlieren die Hypermärkte
gegenüber Discountern, Supermärkten
und Convenience-Stores, erklärt Anna
Senderowicz aus dem Analysezentrum
der polnischen PKO Bank.
Preisrückgang im Discounter
Der größte Rückgang der Preise wurde
bei den Discountern festgestellt,
Die zweitwichtigste Kategorie ist der
Wodka. Sein Volumen beträgt 7 Prozent
des Gesamtmarkts für Spirituosen.
(Foto: zdjecia.biz.pl.4.jpg)
gefolgt von den Supermärkten. Laut
Krzysztof Zych von UCE Research
konnten die Supermärkte im Kampf
um Kunden während der Pandemie
nicht so große Rabatte anbieten wie
die Discounter, die im letzten Jahr am
besten auf dem Markt abgeschnitten
haben. Trotzdem versuchten sie, mit
ihnen zu konkurrieren.
Von allen analysierten Spirituosen sind
mit 49,2 Prozent vor allem die mit hohem
Alkoholgehalt im Preis gestiegen.
Ähnlich hoch ist der Anstieg der Preise
bei Likören und Cremes. Er lag bei 45,4
Prozent. Weine legten um 30,6 Prozent
zu. Cidre wurde um weniger als 25 Prozent
teurer. Bier zeigte den geringsten
Anstieg, nämlich um weniger als 13
Prozent, berichtet „dlahandlu.pl“.
Umsatzentwicklung
Der Umsatz mit alkoholischen Getränken
ist 2020 im Vergleich zu 2019 um
ein Prozent zurückgegangen. Nach einer
Studie von NielsenIQ hat das Bier
den größten Einfluss auf die Dynamik
40 GETRÄNKEINDUSTRIE · 8/2021
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