EDITORIAL
BEVERAGE INDUSTRY
Das Ende der Zettelwirtschaft
Das Thema Digitalisierung ist nicht erst seit dem Frühjahr des vergangenen Jahres
in aller Munde. Damals mussten, für manche Unternehmen scheinbar völlig
überraschend, Prozesse umgestellt werden, damit sie auch aus der Distanz von
Mitarbeitern im Homeoffice gesteuert werden konnten. Doch der Umstand, dass
mancherorts große Teile der Belegschaft aus Verwaltung, Marketing und Vertrieb
nicht mehr am selben Ort saßen, war maßgeblich an einer Entwicklung
beteiligt, die nach Meinung von Experten sowieso unaufhaltsam ist: Das Ende
der Zettelwirtschaft.
Gerade in vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen werden noch
heute teilweise unnötig große Mengen an Papier verbraucht, um Infos, Anweisungen,
Angebote und sonstiges von Büro zu Büro weiterzugeben. Dinge für die
oft schon eine kurze E-Mail ausreichen würde. Dass es sich lohnt, auch komplexere
Verwaltungsprozesse zu digitalisieren, zeigt das Beispiel der Warsteiner Gruppe.
Um HR-Prozesse effizienter zu gestalten und Mitarbeiter zu entlasten, startete
das Unternehmen eine Digitalisierungsinitiative. Auftakt bildete die Schnelleinführung
einer digitalen Personalakte und Dokumentenerzeugung (Seite 16).
Auch abseits der Verwaltung bietet die Digitalisierung die große Chance, Prozesse
effizienter zu gestalten und verschiedene Unternehmensbereiche besser zu
verzahnen. Doch die Vernetzung von Produktion und Logistik stellt vor allem
kleinere und mittelständische Unternehmen häufig vor große Herausforderungen.
Die Alte Hausbrennerei Penninger löst diese an ihrem neu gebauten Standort
mit einem neuen Lagerverwaltungssystem, das vom Rohwarenlager über die
Produktion bis hin zum Versandlager alle Anforderungen der Lebensmittellogistik
beherrscht (Seite 12).
Auch bei einem Großprojekt spielte die Verzahnung von Produktion, Lager und
Logistik eine übergeordnete Rolle. Neben einer neuen Abfülllinie wurde bei den
Adelholzener Mineralquellen auch ein neues Hochregallager am Hauptstandort
errichtet. Natürlich komplett digital gesteuert, sogar die LKW-Fahrer werden
inzwischen papierlos und digital durch den Verladeprozess geführt (Seite 34).
Diese Beispiele dürften hoffentlich auch die letzten Verfechter der Zettelwirtschaft
überzeugen, dass manchmal schon eine einfache E-Mail ausreicht...
CHRISTOPH SEIFRIED
GETRÄNKEINDUSTRIE · 9/2021 3