20 · 1/2021
DD: Herr Marx, wie behält man
bei so einem Projekt eigentlich den
Durch- und Überblick, ist man doch
ständiger Ansprechpartner für alle
die bei einem Bauprojekt beteiligte
Firmen?
Marx: Ein Planungsprozess ist im
Wesentlichen geprägt durch die Organisation
der Kommunikation. Den
Phasen entsprechend stehen hier
verschiedene Runden im Vordergrund:
- am Anfang die Nutzerabstimmungen,
die Klärungsrunden in baurechtlicher
Sicht
- in der Mitte die Bauherrn-/ Projektsteuerungs
und Planerrunden
- am Ende die Firmenabstimmungen
und Baustellenrunden.
In diesem Projekt haben ja die Kollegen
von IMP Ingenieure den wesentlichen
Part der Baustellenabwicklung
übernommen, insofern hatten
wir lediglich die Aufgabe, den Firmen
unsere Planung zu vermitteln.
DD: Was waren beispielsweise
„knifflige“ Situationen und wie
haben Sie diese gelöst?
Schwinde: Richtig knifflige Situationen
sind nicht wirklich aufgetreten.
Abstimmungen, die im Planungsprozess
aus unterschiedlichen Gründen
nicht stattgefunden haben, mussten
in der Bauphase gestalterisch und
wirtschaftlich integriert werden. Ein
großer Faktor waren vor allem die
bei Planern nicht alltäglichen, technischen
Einrichtungen mit all ihren
Abhängigkeiten.
DD: Der Bau bietet neben den „gewöhnlichen“
Räumlichkeiten für
einen Architekten untypische Gegebenheiten,
wie Labore oder Technikumsanlagen
im Getränkebereich.
Die Planung und Realisierung war
„auch nicht ganz ohne“?
Schwinde: Genau das ist ja das Spannende
bei den handwerklichen Ausbildungszentren.
Hier gibt es jeweils
spezifische Einrichtungen, die wir erst
kennenlernen müssen. Im konkreten
Fall hilft bei der Einarbeitung natürlich
auch das persönliche Interesse
für Brauwesen und Getränkeherstellung,
bei der Laborplanung hatten
wir kompetente Unterstützung durch
Doemens Neubau
Eingespieltes
Team: Peter
Schwinde (li.)
und Michael
Marx, beide
Schwinde
Architekten
eingetaucht bzw. haben das „Doemens
Flair“ aufgenommen, um die
Erkenntnisse in das Konzept einfließen
zu lassen?
Schwinde: Am Anfang stand eine intensive
Auseinandersetzung mit den
Ausbildungsinhalten und mit der
bestehenden Struktur. Hier standen
Besichtigungen und Workshops mit
den Nutzern, Herrn Dr. Gloßner und
Herrn Dr. Blümelhuber, im Vordergrund.
In unserer Arbeit war es dann
so, dass über stetige Optimierungsrunden
das Konzept „geschliffen“ wurde.
In den Runden haben wir die „Doemens
Welt“ erlebt, wobei uns tatsächlich
vorrangig Mineralwasser begleitet
hat. Erst bei der Grundsteinlegung
kamen wir dem Brauwesen näher ...
DD: Was waren die herausforderndsten
Punkte bei der Konzepterstellung,
die zu meistern waren?
Michael Marx: Die Organisation der
vielfältigen und differenzierten Nutzungen
und Raumeinheiten. Tatsächlich
sind in dem Gebäude nur wenige
Räume, die durch Vervielfältigung
geplant werden konnten. Es sind
doch jeweils sehr spezielle Anforderungen,
die berücksichtigt werden
müssen.
Gleichzeitig wurde das Brandschutz-
und Erschließungskonzept mit nur
einem internen Treppenhaus im Sinne
der Kompaktheit und damit der Wirtschaftlichkeit
herausfordernd.
DD: Nachdem Sie das Projekt „gewonnen“
haben, wie geht es dann
weiter? Schildern Sie kurz die Projektphasen
bis hin zur „Übergabe“!
Marx: Nach dem Zuschlag erfolgte
ein klassischer Projektablauf mit
- Vorentwurf bis Ende 2017
- Entwurfs- und Genehmigungsplanung
bis Juli 2018
- Ausführungsplanung, die uns baube-
gleitend bis Ende 2020 beschäftigt
hat.
Ab der Stufe Ausschreibung, Vergabe
hat das Büro IMP Ingenieure die Federführung
auch für die Objektüberwachung
übernommen. Ab Mitte
2019 entstand der Rohbau, nachfolgend
Gebäudehülle und der Innenausbau.
Dass das Projekt „Doemens
2020“ erst 2021 fertig wird, war bereits
Anfang der Planung klar.
DD: Welche der Projektphasen waren
dabei „einfach“, welche „herausfordernd“?
Schwinde: Relativ früh klärte sich
die Grundstruktur des Gebäudes, die
sich über alle Phasen als robust und
„leicht“ zu entwickeln bzw. anpassbar
herausgestellt hat.
Herausfordernd in den frühen Phasen
waren die Kostensteuerungsrunden,
hier wurde mit detaillierten Kostenermittlungen
ein Instrument angelegt, um
das Projekt an Vorgaben anzupassen.
In den späteren Phasen stellte sich die
Aufgabe, alle haustechnischen Anlagen
– sowohl allgemeine als auch betrieblich
notwendige – im Gebäude zu
integrieren.
Auf der Baustelle haben sich natürlich
auch alle Auswirkungen der Corona
Pandemie bemerkbar gemacht, auf
die jeweils individuell reagiert werden
musste.