Humulus lupulus ...
... und andere bittere Wahrheiten
Von wilder Abstammung
Intensive Noten von Grapefruit, Zitronenzeste,
getrockneten Rosen, Pinienharz, Kokosnuss
und etwas Sahne-Karamell – so originell und ausdrucksvoll
ist das Aromaprofil der neuen amerikanischen
Hopfensorte Talus. Deutsche Brauer dürfen
sich freuen: Die jüngste Entwicklung der amerikanischen
Hop Breeding Company (HBC), einem
Joint Venture von Yakima Chief Ranches und John
I. Haas, erreicht in diesem Herbst den deutschen
Markt.
Talus wurde kreiert durch die offene Bestäubung
der Mutter Sabro, die 2018 auf den Markt kam. Die
offene Bestäubung ist eine unkontrollierte Züchtung,
die Väter bleiben also anonym. Auch Sabro wurde
so gezüchtet. Die geschmackliche Ausdruckskraft
dieser Linie ist aber wohl der wilden Abstammung
zu verdanken. Denn Sabros Mutter entstammt aus
der Neomexicanus-Familie. „Neomexicanus“ ist
eine wilde, indigene amerikanische Hopfenpflanze,
die sich vor Millionen von Jahren in den trockenen
Bergregionen New Mexicos angesiedelt hat und in
den 90er-Jahren Eingang in die Hopfenzüchtung
fand. Sie ist bekannt für aromatisch vielversprechende
Zuchtergebnisse.
Es hat fast ein Jahrzehnt gebraucht, um Talus als
eingetragene Sorte auf den Markt zu bringen. Es
begann mit der Selektion der Sabro-Samen 2010,
gefolgt von der Auslese der ersten Setzlinge 2011,
dem Umsetzen der Stecklinge an einen Standort
für die Einzelpflanzenselektion und schließlich der
über einige Jahre laufenden Reihe von Selektionen
auf verschiedenartigen Versuchsflächen gleichzeitig.
Die erste Kleinfläche wurde 2017 angebaut, um
interessierte Brauer mit Proben zu versorgen. Über
viele systematisierte Single-Hop-Brauversuche hinweg
erwies sich Talus schließlich als eine von sehr,
sehr wenigen Neuzüchtungen, die sowohl agrarwirtschaftlich
als auch geschmacklich attraktiv sind.
John I. Haas spricht von einem Anteil von 0,002
Prozent aller Züchtungen innerhalb von fünf Jahren,
die beide Anforderungen erfüllen.
So zeigt die Sorte Talus geschmackliche Ähnlichkeiten
mit ihrer Mutter und ist zugleich auffallend
anders, insbesondere durch ihre brillanten pinien-
und grapefruitartigen Noten. Der Alpha-Gehalt ist
mit neun Prozent recht niedrig und macht Talus
unbrauchbar für die Alpha-Gabe. Aber eine Eigenschaft
dürften Brauer besonders schätzen: Was
man bei der Hopfenprobe riecht, zeigt sich auch im
Glas. Talus bewahrt die Aromen wirkungsvoll den
ganzen Brauprozess hindurch bis ins fertige Bier.
22 · BRAUINDUSTRIE 11/2020
Das hat auch ein Collab-Brew der englischen Barth-
Haas-Tochter „Simply Hops“ zusammen mit Track
Brewing aus Manchester gezeigt. Für das Double
IPA mit dem Namen „Finding the Universal in the
Particular“ gaben sie Citra in den Whirlpool und
Talus (85 Prozent) und HBC 472, eine noch unpatentierte
Sorte, in die Kalthopfung. Das Ergebnis waren
intensive Kokosnuss-Noten und gleichzeitig eine
gute Dosis Zitrus und Grapefruit. Die Sorte Talus
hält, was sie verspricht!
Talus wird auf gut 80 Hektar im Yakima Valley des
US-amerikanischen Bundesstaates Washington von
einigen unabhängigen Pflanzern angebaut. Der Ernte-
ertrag 2020 beträgt schätzungsweise 180 Tonnen.
Interessierte Brauer können sich jederzeit ans Team
von BarthHaas Brewing Solutions oder ans Sales-
Team wenden.
Mit freundlicher Unterstützung von:
BarthHaas GmbH & Co. KG
www.barthhaas.com
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