Auch die Reinigung der Abfallbereiche ist ein wesentlicher und wichtiger Aspekt
der Schädlingsprophylaxe.
26 · BRAUINDUSTRIE 11/2020
siedelt, ist in der Regel reichhaltige
Nahrung im Abwasser, was wiederum
für Ratten attraktiv ist. Vor diesem
Hintergrund wird deutlich, dass
auch das Umfeld des jeweiligen Lebensmittelbetriebes
das System zur
Schädlingsprophylaxe beeinflussen
kann.
Diese Beispiele ließen sich beliebig
fortsetzen, machen zugleich aber
auch hier deutlich, welches riesige
Fehlerpotenzial die Schädlingsprophylaxe
durch den Lebensmittelbetrieb
selbst haben kann.
Wie können Fehler
vermieden und Kosten
gespart werden?
Ein altes lateinisches Sprichwort sagt:
„Irren ist menschlich!“ Und in Folge
heißt es, „und ein Fehler ist es, im Irrtum
zu verharren“. Also ist es an der
Zeit, die Dienstleistung Schädlingsbekämpfung
neu zu denken, heute
muss auch in jeder Brauerei und in
jedem Getränkebetrieb die Schädlingsprophylaxe
absolute Priorität
haben. Weg mit den alten Zöpfen, die
Dienstleistung Schädlingsbekämpfung
muss ziel- und qualitätsorientiert
gesteuert werden. Das System
zur Schädlingsprophylaxe muss betriebsspezifisch
an die zuvor erfolgte
Gefahrenanalyse ausgerichtet sein
und das Umfeld sollte in diesem System
Berücksichtigung finden. Im Alleingang
wird man als Brauerei und/
oder Getränkebetrieb diese hohen
Anforderungen zumindest am Anfang
nicht schaffen, sodass es hier immer
Sinn macht, zumindest zu Beginn
externe Unterstützung in Form eines
neutralen Sachverständigen ins Boot
zu holen, um ein entsprechendes
Konzept zu erstellen, welches von
Schädlingsbekämpfer und Lebensmittelbetrieb
gemeinsam umzusetzen
ist. M
Nutzung von Köderverfahren stets
bemüht sein, ein parallel existierendes
Nahrungsangebot zu vermeiden.
Fehler Nr. 4: Man sollte im Lebensmittelbetrieb
wissen, dass bauliche
Mängel Schädlinge in vielerlei Hinsicht
massiv begünstigen. Man denke
nur an Rolltore, die häufig nach unten
nicht dicht schließen. Und man berücksichtige
in diesem Zusammenhang
ferner, dass ausgewachsene
Mäuse durch Löcher mit 0,5 cm
Durchmesser passen und ausgewachsene
Ratten durch Löcher mit
1,25 cm Durchmesser, so dass schon
selbst minimale bauliche Mängel zu
Schädlingsbefall führen können und
Schädlinge in ihrer Ausbreitung begünstigen.
Auch darf man das Umfeld des jeweiligen
Getränkebetriebes bei der
Schädlingsprophylaxe nicht außer
Acht lassen. Ist Wasser in der Nähe,
muss mit ständigem Zulauf von Ratten
gerechnet werden. Ist Nutztierhaltung
und/oder eine Mülldeponie
in der Nähe, muss mit einer erhöhten
Anzahl an fliegenden Insekten gerechnet
werden. Ist das benachbarte
Grundstück nicht bebaut und ungepflegt,
kommen wieder Schadnager
ins Spiel. Gibt es zum Nachbarn hin
gemeinsame Versorgungsleitungen,
Fernwärme, Strom, Wasser und/oder
Gas, können, bedingt durch diese
Leitungen, Schädlinge zuwandern.
Sind weitere Lebensmittelbetriebe im
Umfeld des eigenen Betriebes ange-
Steuerung gewähren. In der heutigen
Zeit verbunden mit den heutigen
Anforderungen ein Spiel mit dem
Feuer. Hier muss man dafür sorgen,
dass sich die für die Schädlingsbekämpfung
verantwortlichen Mitarbeiter
mehr Wissen aneignen und den
Schädlingsbekämpfer betriebs-, ziel-
und qualitätsorientiert lenken bzw.
ihm Vorgaben geben, welche Anforderungen
erfüllt sein müssen.
Fehler Nr. 3: Man verfügt nur über
ein schlechtes Reinigungs- und Hygienemanagement.
Man muss sich
heute darüber im Klaren sein, dass
viele Prophylaxesysteme auf Köderbasis
arbeiten, also den Nahrungstrieb
der Schädlinge ansprechen.
Jede auch noch so kleine Verunreinigung
beeinträchtigt diese Systeme
bis hin zur Wirkungslosigkeit, denn
Lebensmittelverunreinigung und/oder
Lebensmittelabfälle sind in der Regel
um ein Vielfaches attraktiver als der
Köder selbst. Auch nicht vergessen
darf man in diesem Zusammenhang,
die Verunreinigungen mit den Augen
der Schädlinge zu betrachten, denn
auch nur geringe Verunreinigungen
und/oder Schmutzreste genügen, um
Schädlinge zu begünstigen. Vergessen
werden hier in diesem Zusammenhang
gerne nach der Reinigung
verbliebene Wasserpfützen, die für
Schaben bei der nächtlichen Nahrungssuche
hoch attraktiv sind und
jeden noch so gut entwickelten Schabenköder
in den Schatten stellen.
Also sollte man insbesondere bei der
Thomas F. Voigt
Von der IHK Rhein-
Neckar öffentlich bestellter
und vereidigter
Sachverständiger für
Schädlingsbekämpfung
im Gesundheits- und
Vorratsschutz. Seit
1985 in der Branche
und unter anderem als
freier, unabhängiger Berater für Lebensmittelbetriebe
sowie als Autor beim Thema
Schädlinge, Prophylaxe und Bekämpfung
tätig.